Feder & Bett Bettenfachgeschäft - Vorbildlicher Generationswechsel 2016
Feder & Bett, Leer
Jungunternehmerin mit großem Tatendrang
Seit 1980 besteht das Fachgeschäft Feder & Bett in Leer. Gründerin Giesela Schlosser hatte einen Schwerpunkt auf Bettwaren, Bettwäsche und sonstige Haustextilien gelegt. Nach der Übergabe an Tochter Thalea Schlosser wurde der Laden gründlich umgekrempelt: In Eigenregie hat sie renoviert und das Sortiment um Schlafsysteme und sechs Liegeflächen erweitert. Thalea Schlosser hatte sich zuvor intensiv auf die neue Herausforderung vorbereitet.
Es ist stets eine große Herausforderung, einen Generationswechsel einzuleiten und so zu organisieren, dass er möglichst konfliktfrei und reibungslos vonstatten geht. Zumal in einem kleinen Familienbetrieb, in dem das ganze Herzblut der Gründerin steckt, die sich schweren Herzens zurückzieht, um ihr Lebenswerk der Tochter zu übergeben. So wie es im ostfriesischen Leer bei Feder & Bett geschehen ist.
„Ich bin sehr stolz auf meine Tochter, was sie mit 24 Jahren hier schon leistet“, betont Giesela Schlosser. Leicht sei ihr das Loslassen allerdings nicht gefallen, sagt sie. Das lag nicht am mangelnden Vertrauen, denn das hatte sie gegenüber ihrer Tochter, die sie schon früh zur Selbständigkeit erzogen hat.
Gleichwohl blieb ein Gefühl der Unsicherheit: „Ich wusste ja nicht, wie es wird“, so Schlosser. „Aber jetzt sehe ich, dass es läuft.“ Sie stehe nach wie vor zur Verfügung, wenn sie im Laden gebraucht werde. „Aber das wird gar nicht so häufig in Anspruch genommen.“ Giesela Schlosser wirkt nicht so, als ob sie dies belaste – der Ruhestand hat ja auch seine schönen Seiten.
Zum Jahresbeginn 2015 übernahm ihre Tochter Thalea die alleinige Verantwortung für das Geschäft, das vor 35 Jahren gegründet wurde. 1980 gab es noch acht Fachgeschäfte und -abteilungen in Leer, gegen die sich Giesela Schlosser durchsetzen musste. Sie entscheid sich mit 30 Jahren zur Selbständigkeit, nachdem sie zuvor in leitender Position in einer Bettfedernfabrik beschäftigt war.
Entsprechende lag ihr Schwerpunkt auf Bettwaren, Bettwäsche und sonstigen Haustextilien wie Wohndecken oder Frottierwaren. „Ich mochte immer schon hochwertige, klassische Daunendecken“, so Schlosser. „Matratzen waren nie so mein Ding.“ Entsprechend gehörten auch Kissenfüllungen und die Bettfedern-Reinigung zum Angebot. Heute wird zwar noch im Geschäft gereinigt, Füllungen übernimmt aber ein externer Anbieter.
Boden, Wände, Farben: Nach dem Umbau präsentiert such das Geschäft von Thalea Schlosser in neuem Gewand.
Doch nicht nur das hat sich gewandelt, seitdem Thalea Schlosser das Geschäft übernommen hat. Kurz nach dem Inhaberwechsel begann sie mit dem Umbau der Räumlichkeiten. „Den Umbau haben wir komplett in Eigenregie als Familienprojekt durchgeführt. Mein Lebensgefährte und der Lebensgefährte meiner Mutter haben hier tatkräftig mitgeholfen“, erzählt die junge Inhaberin.
Der Umbau wurde im laufenden Geschäft vollzogen, was angesichts der kleinen Verkaufsfläche von 130 Quadratmetern eine besondere Herausforderung war. „Alles, was Dreck gemacht hat, haben wir außerhalb der Öffnungszeiten erledigt“, erinnert sich Thalea Schlosser. Wochenlang wurde nach Geschäftsschluss weitergearbeitet, an Feierabend war nicht zu denken. „Für den Umbau haben wir keinen Tag geschlossen, sodass wir immer wieder Anpassungen an die Rückmeldungen der Kunden vornehmen konnten“, so Schlosser.
Vor dem Umbau war der Laden voll mit Regalen und Ware, das wollte die neue Chefin ändern. Fußboden, Wände, Farben – alles wurde auf den Kopf gestellt. Statt des Teppichbodens wurde ein Vinylbelag verlegt. Und auch nach außen signalisierte Thalea Schlosser, dass sich innen etwas veränderte: „Welche Matratze braucht mein Körper“ wird seither an einem Schaufenster auffällig gefragt, um auf die Matratzenberatung hinzuweisen. Denn gleichzeitig mit dem Umbau führte die neue Inhaberin eine Neuausrichtung durch.
„Da der Bereich Schlafsysteme vorher wenig präsentiert war, habe ich mich vermehrt in diesem weitergebildet und unser Ladengeschäft nun um sechs Liegeflächen erweitert“, erklärt Schlosser, die diese Veränderung strategisch vorbereitet hatte. „Ich habe von Oktober bis Dezember 2014 halbtags in einem Möbelhaus und halbtags bei Feder & Bett gearbeitet. Somit konnte ich in die relevanten Tätigkeiten eingeführt werden und meiner Mutter einen langsamen Übergang in die Zeit der Rente ermöglichen.“
Um einen klaren Stichtag zu haben, an dem die Verantwortlichkeit wechselt, wurde der 1. Januar 2015 gewählt. „Seit diesem Tag bin ich Geschäftsführende Gesellschafterin der GmbH“, so Schlosser. Dieser Schritt war gut vorbereitet: „Ich habe ein duales Studium an der Berufsakademie Ostfriesland absolviert. Der Abschluss nennt sich Bachelor of Arts in Business Administration. Teil meines Studiums war eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, die ich 2013 mit Auszeichnung abgeschlossen habe. Der Abschluss des Studiums erfolgte im Sommer 2014.“
Ende 2014 erwarb Thalea Schlosser den Ausbildereignungsschein und beschäftigt seit diesem Jahr auch eine Auszubildende. „Zudem habe ich in diesem Jahr zwei weitere Mitarbeiter einstellen dürfen, sodass neben mir noch zwei Verkäuferinnen in Teilzeit, eine Bürokraft und eine Auszubildende tätig sind.“.
Dass sie mit gerade einmal 24 Jahren soviel Verantwortung übernommen hat, ist einerseits bemerkenswert, aus Sicht der Mutter andererseits aber wenig überraschend: „Sie hat sich schon immer konsequent durchgesetzt, wenn sie etwas erreichen wollte.“ Thalea Schlosser selbst sieht das ganz nüchtern: „Anders geht es nicht. Wenn man einen Betrieb hat und keine Entscheidungen treffen mag, dann wird das nichts.“
Bettwaren sind seit jeher ein Aushängeschild bei Feder & Bett, im Angebot sind heute Traumina und Verse.
Entschieden hat die junge Unternehmerin, dass mit aktuell sechs Liegeflächen ein neues Kapitel bei Feder & Bett aufgeschlagen wurde. Der Matratzenbereich ist damit gestärkt und soll perspektivisch noch um vier Liegeflächen wachsen, auch Boxspring wird hochwertig verkauft, ohne die Tradition von Bettwaren (Traumina, Verse) und der Bettwäsche als Frequenzbringer zu vernachlässigen. Hier sind Janine, Joop, Elegante oder Lexington wichtige Namen.
Bei all dem weiß Thalea Schlosser, dass sich ein Bett im Fachgeschäft wie ihrem nicht über den Preis verkaufen lässt, sondern nur über die Beratung. Dem stellt sie sich selbstbewusst. „Das alles macht mir sehr viel Spaß, weil ich hier meine eigenen Ideen umsetzen kann.“ Und auch Mutter Giesela hat im Prozess des Loslassens erkannt: „Es liegt ihr im Blut, die Führung zu übernehmen.“
Vorbildlicher Generationswechsel des Jahres 2016