Traumwelt - Vorbildliche Firmenneugründung 2017
Traumwelt, Beverungen

Traumwelt, Beverungen

Mut zum Risiko


Wie man aus der ehemaligen Filiale eines Matratzendiscounters ein Schmückstück des Fachhandels machen kann, zeigt das Beispiel von Susanne Hake: Sie hat in Beverungen mit der Traumwelt ein Konzept umgesetzt, das hochwertigen Schlaf mit genau den frequenzstarken Produkten vereint, die der Standort erfordert.

Es gehört schon eine gehörige Portion Mut zu dem, was Susanne Hake geleistet hat. Im nordrhein-westfälischen Beverungen hat sie im Herbst 2015 mit der Traumwelt ein Bettenfachgeschäft eröffnet, obwohl es am Standort in der rund 14.000 Einwohner zählenden Kleinstadt im Kreis Höxter bereits einen etablierten Mitbewerber gibt. Das Haus, in dem sich ihr Geschäft befindet, ist Eigentum, was die Sache erleichtert hat.

Zuvor war dort eine Filiale von Matratzen Direct untergebracht; der Discounter hatte den Standort aufgegeben. „Wir haben uns deren Umsatz angesehen, daran lag die Schließung nicht“, ist Hake sicher. Da ihr Mann mit seiner Firma Zulieferer der Betten- und Lattenrostindustrie ist, entstand die Idee, ein eigenes und einzigartiges Bettenfachgeschäft zu eröffnen. Als Partner suchte sich Susanne Hake die ABK aus.

Insgesamt gibt es viel Leerstand in Beverungen, von wo aus Kassel, Göttingen und Paderborn jeweils in etwa einer Stunde mit dem Auto erreichbar sind. Diese Städte ziehen einerseits Frequenz ab, bringen aber auch wieder Kunden in das Städtchen an der Weser, die in der Region unterwegs sind – und sei es zum Radfahren.

Mit ihrer Initiative möchte Susanne Hake auch etwas gegen den Leerstand unternehmen, um den Ort ein Stückchen attraktiver zu machen. „Es gibt mittlerweile sehr viele Online-Käufer. Bücher und Wein, das geht in Beverungen noch problemlos“, ist ihre Erfahrung. Ansonsten werde es im Angebot des örtlichen Einzelhandels aber dünn.

Das hat sie ermutigt, es mit dem eigenen Geschäft zu versuchen und diesem Trend etwas Stationäres entgegenzusetzen, um vielleicht auch Nachahmer zu motivieren. Dem Internet steht die Händlerin nicht grundsätzlich negativ gegenüber: „Ich bin selbst stark im Netz unterwegs. Das ist für mich nicht der Untergang des Einzelhandels, im Gegenteil. Es hilft dem Kunden, Dinge stationär zu finden.“

Traumwelt, Beverungen
Neben Matratzen und Schlafsystemen gehören auch Bettgestelle aus Massivholz zum Angebot.
Das Sortiment der Traumwelt ist den äußeren Umständen angepasst. Als Frequenzbringer dienen Wohnaccessoires, Geschenke, Mode, Schmuck, und Tücher, in der Vorweihnachtszeit auch Frottierwaren, als Geschenk-Sets verpackt. Im hinteren Teil des Geschäftes haben Betten und Matratzen ihren Schwerpunkt. „Diese Kombination ist unser großer Erfolg“, sagt Susanne Hake. „Ich möchte Betten schön darstellen, so dass sich der Kunde vorstellen kann, wie das bei ihm zuhause aussieht.“ Im wohnlichen Ambiente ihres Geschäftes fällt das nicht allzu schwer.

Jedes Bett wird als eine Art privates Schlafzimmer mit dazugehöriger Deko präsentiert. Hierbei gilt für die Inhaberin die Devise: „Ausgefallen, ungewöhnlich, hochwertig und bezahlbar! Wir achten darauf, dass unser Sortiment gute Qualität zu guten Preisen bietet.“ China-Ware komme ihr allerdings nicht ins Haus, betont die Fachhändlerin: „Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Das Thema möchte ich auch den Kunden vermitteln.“

Gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiterinnen versucht Susanne Hake, ganz emotional zu beraten und zu verkaufen. Kataloge, Laptop und Tablet werden begleitend genutzt, um die Betten beziehungsweise Schlafsysteme wunschgerecht konfigurieren zu können. Bei Matratzen stehen Rummel und Optimo im Mittelpunkt. Der Preiseinstieg liegt bei 399 Euro, das Angebot reicht bis 1.299 Euro. Insgesamt hat Susanne Hake Platz für zwölf Liegeflächen. „Ich mache den Kunden klar, dass wir nicht der billige Jakob sein wollen. Die meisten Kunden treffen die Mitte bei rund 800 Euro.“ Als Service bietet die Traumwelt einen dreimonatigen Kerntausch an. Lieferung und Aufbau übernimmt ein örtlicher Schreiner.

Das Bettwaren-Angebot umfasst Traumina, Waldenburger, Stoll und die Produkte von Falkenreck. Als besonderen Service bietet Susanne Hake die Reinigung aller Bettwaren an, da es dies so in der Umgebung nicht gibt. „Wir haben uns hier für eine Nasswäsche mit einer 28-kg-Industriewaschmaschine und einen 35-kg-Trockner entschieden.“ Um das wirtschaftliche Risiko zu begrenzen, wurden die Maschinen für zwei Jahre geleast, um dann sagen zu können, ob sich das Angebot rechnet. „Es ist ein Saisongeschäft, das zunehmend mehr wird. Zurzeit ist es aber noch ein Zuschussgeschäft.“

Im Bettwäschebereich sind Royal Dream, Marc O'Polo, Essenza, Fleuresse, Peppa Grace bei Traumwelt vertreten. Naturtöne dominieren, denn: „Die Kunden schätzen unsere Farben, das sieht alles edel aus. „Bei uns kommt es weniger auf die Marken an, als auf die Farben und die Art und Weise, wie wir das Sortiment zusammenstellen.“ Felldecken von Deckenkunst runden das Living-Angebot ab. Bei Bekleidung, Accessoires und Schmuck achtet Susanne Hake auf Produkte, für die sie Gebietsschutz hat. „Ich habe mir wenige, gute Lieferanten gesucht, bei denen ich unkompliziert online nachkaufen kann.“

Traumwelt, Beverungen
Wohnaccessoires, Geschenke, Mode, Schmuck, und Tücher sind wichtige Frequenzbringer.
Nach einem guten Jahr kann Susanne Hake ein erstes positives Fazit ziehen: „Mein Businessplan hat sehr sportliche Ziele definiert, da liege ich sehr gut. Insgesamt ist es besser gelaufen, als ich gedacht habe.“ Der Bettenbereich sei langsam gewachsen. „Nach einem Jahr bin ich hiermit zufrieden, aber nicht glücklich.“ Das Geschäft zieht hier langsam an und braucht noch Zeit. „Für Bettwaren und Kissen kommen die Leute mittlerweile zu uns“, sagt die Inhaberin, Bettwäsche laufe richtig gut: „Schöne, edle Bettwäsche zu guten Preisen – das gibt es hier sonst nirgendwo.“ Mit diesem Angebot hat sie einen Nerv der Kunden getroffen.

Dass sie als gelernte Übersetzerin und Bankerin nicht aus dem Einzelhandel kam, hat sich nicht negativ bemerkbar gemacht. Allerdings musste Susanne Hake auch abseits des Fachlichen dazulernen: „Was ich unterschätzt habe, ist die Arbeit, die man in das eigene Geschäft steckt. Im ersten Dreivierteljahr hatte ich eine 7-Tage-Woche.“

Bereut hat Susanne Hake ihren Schritt jedoch zu keinem Augenblick, was auch daran liegt, dass es noch keinen Null-Tag beim Umsatz gab. Sie will sich zwei Jahre Zeit nehmen und schauen, ob das Geschäft funktioniert. Mit der Traumwelt hat sie einen kleinen Leuchtturm in Beverungen gesetzt, dem weitere folgen könnten und sollten: „Irgendwer muss ja anfangen, das Angebot in der Innenstadt attraktiver zu machen“, sagt sie. Den Mutigen gehört die Welt.

Traumwelt

Vorbildliche Firmenneugründung des Jahres 2017
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