Christoph Larsén-Mattes - Persönlichkeit des Jahres 2021
Christoph Larsén-Mattes
Erfolgreicher Unternehmer, Schwabe und Protestant
Christoph Larsén-Mattes steht seit 1987 an der Spitze von Mattes & Ammann, unter anderem Hersteller hochwertiger Matratzenbezugsstoffe. Er führt ein hochmodernes Unternehmen, dem er sich voll und ganz verschrieben hat. Er sagt, wo es lang geht, und hat neben Gottvertrauen auch eine ausgeprägte soziale Ader. Die Jury des Haustex-Star ehrt ihn mit dem Titel Persönlichkeit des Jahres. Eine hochverdiente Auszeichnung.
Man tritt Christoph Larsén-Mattes nicht zu nahe, wenn man ihn einen Unternehmer vom alten Schlag nennt. Er spricht schließlich selbst von sich als Patriarch. Allerdings nicht aus Koketterie oder zur eigenen Überhöhung. Zu solcher neigt der Unternehmer nicht. Er beschreibt damit ganz nüchtern einen Zustand, der einfach so ist, wie er ist. Seit 1987 steht Larsén-Mattes an der Spitze des Familienunternehmens Mattes & Ammann, seit 2003 ist er dessen alleiniger Inhaber. Larsén-Mattes, mittlerweile Anfang 60, führt erfolgreich ein Unternehmen, das seinesgleichen sucht. Grundsolider Mittelstand von der Schwäbischen Alb: innovativ, fokussiert und immer nah am Kunden.
Als Zulieferer bedient Mattes & Ammann nicht nur die Haustextilbranche mit hochwertigen Matratzenbezugsstoffen. Das Portfolio des Unternehmens ist so breit angelegt wie seine Kundschaft, die von der Automobilindustrie bis zum Flugzeugbau reicht, vom Hoch- und Tiefbau bis zur Bahn, von der Medizin bis zur Bekleidungsindustrie. 230 Mitarbeiter arbeiten am Standort in Meßstetten-Tieringen, so idyllisch gelegen, dass man hier eher ein Urlaubsresort erwarten würde als ein Unternehmen, das mit modernster Technologie, höchsten Qualitätsansprüchen und stetigem Innovationsdrang seine Marktposition behauptet und dabei Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards setzt, die beispielgebend sind.
Die regionale Verwurzelung ist einer der Erfolgsfaktoren von Mattes & Ammann am Hochlohnstandort Baden-Württemberg, an dem Fachkräfte rar sind und Treue zum Betrieb ein kostbares Gut ist, das gepflegt werden will. Es mag Vertreter neuerer Managementschulen irritieren, wenn ein System so geführt wird, wie Christoph Larsén-Mattes es praktiziert: „Man tut, was ich sage, sonst kriegt man Schwierigkeiten. Und so lange ich da bin, wird auch nicht demokratisiert“, sagt der Unternehmer. Gewerkschaft oder Betriebsrat? „Brauchen wir alles nicht“, sagt der Chef. „Wenn einer ein Problem hat, kommt er zu mir.“
„Ich brauche nichts anderes als die Firma.“
In der Regel sei das Problem das Geld, zuweilen eine Scheidung, eine Pleite oder ein zusammengefahrenes Auto. „Das regeln wir alles irgendwie“, sagt Larsén-Mattes. Und die Belegschaft dankt es. Die Mitarbeiter sind in der Regel sehr lange im Unternehmen, teilweise 50 Jahre und mehr. Zwischen acht und zehn Prozent der Belegschaft ist über 65 Jahre alt und arbeitet teilweise temporär, teilweise voll. „Es macht uns sehr glücklich, diese Menschen bei uns zu haben. Bei uns muss man ja nicht aufhören zu arbeiten“, beschreibt der Inhaber. „Der momentan älteste Meister im Betrieb ist 75 Jahre alt. Da haben wir gar keinen Schmerz mit.“ Larsén-Mattes selbst kann sich ohnehin nichts anderes vorstellen, als für seinen Betrieb da zu sein: „Ich brauche nichts anderes als die Firma. Das mag nicht nicht jeder verstehen oder mancher für engstirnig halten. Aber lassen Sie doch die Leute denken, was sie wollen“, sagt er, und es klingt weit weniger schroff, als es sich lesen mag.
Unternehmer zu sein war Larsén-Mattes in die Wiege gelegt. „Ich habe niemals über einen besonderen Beruf nachgedacht oder darüber, wie mein Leben verlaufen sollte. Für mich war schon als kleines Kind klar, dass ich die hart arbeitende Mutter, die 37 Jahre die Firma geleitet hat, unterstützen werde und die Nachfolge von ihr antreten möchte“, erinnert er sich. „Wobei ich niemals einen Anspruch auf die Geschäftsleitung erhoben habe. Wir haben auch niemals über Lohn und Gehalt gesprochen.“ Protestant und Schwabe: Christoph Larsén-Mattes ist beides, was vielleicht einen Hinweis darauf gibt, wie sehr Pflichterfüllung und Bescheidenheit, aber auch eine soziale Ader sein Handeln bestimmen. „Ich bin gläubiger Protestant und glaube daher auch, dass uns der liebe Gott behütet. So wie er es seit 38 Jahren getan hat, die ich im Unternehmen bin. Warum sollte er uns verlassen?“ Eine Haltung, die ihn auch durch die aktuell nicht immer leichten Tage trägt.
Den Großteil seiner Schulzeit verbrachte Larsén-Mattes im Internat, „womit ich nie gehadert habe.“ Disziplin und Gehorsam habe er dort gelernt. Mit dem Gehorchen indes habe er abgeschlossen, sagt Larsén-Mattes heute, ebenso mit Sport, Pellkartoffeln und Blattsalat. „Davon hatte ich reichlich. Es war recht gewesen, aber es war genug.“ Nicht beklagen, sondern das Beste aus einer Situation machen: So ist er schon früh die Dinge angegangen. „Wenn sie ihre ganze Schulzeit im Internat waren und es nicht geschafft haben, sich dort zu integrieren, dann sind sie Opfer von kindlicher und jugendlicher Direktheit geworden und mussten abgehen. Sich in eine Gemeinschaft hineinzufinden ist elementar in einem Internat.“ Diese Erfahrung hat Larsén-Mattes geprägt und ihm auch im Berufsleben geholfen.
Welchen Weg er anschließend einschlagen würde, stand ohnehin fest: „Mein Vater war Schwede, in seiner Familie bin ich die siebte Generation Kaufmann. Von der Seite meiner Mutter bin ich die dritte Generation Kaufmann. Aus mir konnten sie keinen Lokomotivführer machen.“ Nach der Schule absolvierte er folgerichtig eine Ausbildung zum Industriekaufmann. „Ich habe das nie in meinem Leben auch nur eine Sekunde in Frage gestellt.“ Die Lehre absolvierte er beim Instrumentenhersteller Hohner in Trossingen. Dort wollte man ihn im Anschluss zum Exportleiter machen, aber Larsén-Mattes lehnt ab – nicht nur, weil er hierfür das Spielen von Akkordeon und Mundharmonika hätte lernen müssen. Es zog ihn ins heimische Tieringen. Ein begonnenes Studium zum Textilingenieur brach er ab, als die Mutter zwischenzeitlich erkrankte, und kam in den Familienbetrieb. Drei Jahre arbeitete er zunächst im Blaumann in der Produktion. „Ich habe alle Arbeiten in der Firma von Grund auf gemacht“, erinnert er sich. „Vom Fegen des Hofs bis zum ‚Generaldirektor‘- für mich war das immer alles eins, ich habe darin nie Unterschiede gesehen“, sagt er, was seinen Führungsstil bis heute prägt. „Jeder muss seine Aufgabe in der Gemeinschaft erfüllen, sonst funktioniert das Ganze nicht zusammen.“
Klara Mattes, die 2017 im Alter von 91 Jahren verstarb, war für Christoph nicht nur Mutter und Chefin, sondern auch beste Freundin und wichtigste Beraterin. „Ich hatte ein außerordentlich gutes Verhältnis zu ihr“, so Larsén-Mattes. „Sie hat ebenfalls hochdiszipliniert ihr Leben geführt: mit großer Gewissenhaftigkeit, mit großem Verantwortungsbewusstsein für Familie und Firma.“ Ihre große Gabe sei es gewesen, Dinge schnell und richtig zu erkennen und vorzugsweise intuitiv zu entscheiden. „Man hat es vielleicht nicht immer im ersten Augenblick verstanden, es hat sich aber durchweg als richtig erwiesen.“ Larsén-Mattes erkennt hier durchaus Parallelen bei sich, wenngleich er auch um die Unterschiede weiß. „Die Mutter hat die Firma in der Nachkriegszeit geführt, als man mehr auf Bedarf hin gearbeitet hat. Da war das größte Problem, genug Geld für Investitionen zu haben.“ Dies sei mittlerweile anders: „Bei uns ist es heute so, dass wir trotz aller Querelen in der Textilveredelungsindustrie, worüber wir zuletzt Millionen verloren haben, immer noch ausreichend Kapital haben, um Dinge zu tun, die wir für richtig erachten.“ Die Vielzahl an Zertifizierungen, das eigene akkreditierte Prüflabor, die Forschungsarbeit – Beispiele gibt es viele bei Mattes & Ammann.
Gemeinsam mit der Mutter gründete Christoph Larsén-Mattes zum 50. Geburtstag des Unternehmens eine Stiftung, und auch das war mehr als typisch für ihn – eine Jubiläumsfeier kam nicht in Frage, dafür sei er nicht der Typ. Stattdessen gründeten Mutter und Sohn aus eigenem Vermögen die Stiftung, die in Not geratene Mitarbeiter unterstützt. „Der soziale Aspekt ist neben Disziplin und Folgsamkeit sicherlich ein ganz wesentlicher Baustein zum gemeinsamen positiven Miteinander“, sagt der Unternehmer, der auch hier einen Bezug zu seiner Schulzeit herstellt: „Das Internat war humanistisch geprägt und das bedeutete: Wer auf dem Boden liegt, den tritt man nicht, sondern dem hilft man auf. Der Glaube hat sicherlich auch noch einmal seinen Anteil daran.“
Außerhalb der eigenen Firma engagiert sich Larsén-Mattes unter anderem im Textilcluster der Allianz Faserbasierter Werkstoffe Baden-Württemberg sowie für die Nachhaltigkeitsinitiative des Landes unter der Schirmherrschaft von Mininisterpräsident Winfried Kretschmann. „Da versuchen wir die Welt ein wenig besser zu machen.“ Ein Hobby hat der Unternehmer nicht. „Ich bin auch kein Roatrier oder so etwas. Die Zeit habe ich einfach nicht, und ich will sie mir auch nicht nehmen.“ Lediglich eine Forellenzucht findet hin und wieder seine Aufmerksamkeit, wobei er seine Rolle dabei eher als die eines regelmäßigen Besuchers beschreibt. Die Forellen werden firmenintern verkauft. „Wenn das angekündigt wird, sind die ruckzuck weg“, erzählt Larsén-Mattes, und das wundert nicht weiter: „Natürlich haben wir sehr gutes Wasser. Auch da ist bei uns Perfektion angesagt.“ Wie überall bei Mattes & Ammann.
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