Betten Haug - Gelungene Firmenübernahme 2023


Betten Haug, Gersthofen

Federleichter Start in die Selbstständigkeit

Als Elisabeth Schmid 2021 mitten in der Corona-Pandemie das Angebot bekam, das Traditionsunternehmen Betten Haug in Gersthofen zu übernehmen, war die angestellte Raumausstatter Gesellin gerade einmal 23 Jahre alt. Verrückt, könnte man meinen. Im Gegenteil! Verrückt wäre es gewesen, den Laden nicht zu übernehmen.

Seit den 1930er-Jahren gibt es Betten Haug im bayerisch-schwäbischen Gersthofen. Zuletzt führte Traudi Lenz das Traditionsunternehmen in dritter Generation, Haug ist ihr Geburtsname. Sie hat mit ihrem Laden viele Veränderungen durchgemacht. Es gab Immobilienwechsel und neben der Bettenreinigung ein Ladengeschäft, das sie 2016 schloss. Seither konzentrierte sie sich komplett auf die Reinigung. Die nächste und letzte große Veränderung stand 2021 an: Traudi Lenz fragte Elisabeth Schmid, mit deren Familie sie gut befreundet ist, ob sie nicht ihre Reinigungsmaschine oder gleich den ganzen Laden übernehmen möchte, denn sie selbst würde sich so oder so in den Ruhestand verabschieden.
„Ich habe sofort zugestimmt“, erzählt Elisabeth Schmid, die neue Inhaberin von Betten Haug. „Für mich war schon immer klar, dass ich mich einmal selbstständig machen möchte. Eigentlich als Raumausstatterin, aber dann hat sich das mit dem Bettenfachgeschäft ergeben.“ Im Frühling 2023 macht die Jungunternehmerin ihre Meisterprüfung zur Raumausstatterin. Mit dem Meisterbrief in der Tasche geht sie dann zu 100 Prozent in die Selbstständigkeit. Aktuell ist ihr Geschäft nur freitags und samstags sowie nach Terminvereinbarung geöffnet. Doch bis es so weit war, ihren eigenen Laden zu öffnen, standen wieder – aber dieses Mal für Elisabeth Schmid – große Veränderungen ins Haus und viele Menschen in ihrem Umfeld krempelten die Ärmel hoch.

Die Idee, nicht nur die Reinigungsmaschinen zu übernehmen, sondern parallel ein Ladengeschäft für Betten und Bettwaren zu betreiben, kam auch von Traudi Lenz. Die Immobilie im Stadtzentrum von Gersthofen kam für die Neueröffnung allerdings nicht infrage. Neue Räumlichkeiten mussten her. In der Familie von Elisabeth Schmid gibt es viele Gewerke, was ihr bei der Geschäftsübernahme häufig in die Karten spielte. Von einem Onkel mietet sie ein Geschäftsgebäude im Gewerbegebiet von Gersthofen, der neue Standort von Betten Haug.

Auch der Auf- und Abbau der Reinigungsmaschine erfolgte über einen Onkel der eine Firma für Werksverlagerungen und Indus­triemontagen führt. „Das hat mir viel Geld gespart“, erzählt die Gründerin. Der Elektrokamin im Chalet-Stil, der für viel Atmosphäre im sehr wohnlich eingerichteten Verkaufsraum sorgt, wurde von ihrem Vater aufgestellt, der als Ofenbauer selbstständig ist. Und wenn mal ein Bett aufgebaut werden muss, dann ruft Elisabeth Schmid ihre Freunde an.

Natürlich war es nicht die Manpower alleine, die zum Gelingen der Übernahme beitrug. „Mein Knowhow in Sachen Betten und Bettreinigung habe ich von Traudi Lenz. Sie hat mir alles beigebracht“, erklärt Elisabeth Schmid. Außerdem durfte sie die Kundenkartei und die Telefonnummer von Betten Haug übernehmen. Und natürlich den Namen. „Ich hätte den Namen ändern dürfen. Aber warum hätte ich das tun sollen ? Betten Haug ist so ein alteingesessenes Unternehmen in Gersthofen. Den Namen kennt man einfach“, so die neue Besitzerin. Finanziell griffen der Jungunternehmerin zur Gründung die Eltern unter die Arme, u. a. für die Ablöse der Industriemaschinen. Um für die Erweiterung des Sortiments auf den Verkaufsflächen einen Kredit bei der Bank zu bekommen, schrieb sie einen Businessplan.

Trotz der reduzierten Öffnungszeiten und dem Corona-Lockdown im Winter 2021/2022 lief der Laden, bzw. das Reinigungsgeschäft, gut an, was sicher auch am Marketing-Geschick von Elisabeth Schmid liegt. „Ich habe die Stammkunden angeschrieben und ich bin einmal im Monat in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vertreten. Außerdem mache ich Social Media auf Instagram, Facebook soll bald folgen.“ Erforderlich machte diese Maßnahmen auch der Standortwechsel von der Innenstadt ins Gewerbegebiet. „Frau Lenz muss immer noch Leuten erklären, dass ich jetzt den Laden führe”, erzählt die neue Inhaberin. Immer wieder kämen Kunden, die erstaunt seien, dass es Betten Haug noch gibt. „Ganz hat es sich also noch nicht rumgesprochen, dass wir jetzt hier sind. Aber daran arbeiten wir. Das ist halt das Gewerbegebiet mit seinen Vor- und Nachteilen.“ Zu den großen Vorteilen gehört, dass Parkplätze direkt vor dem Laden sind. Super für alle Kunden, die zu einer längeren Fachberatung vorbeikommen.

Elisabeth Schmid hat sich mit der Übernahme von Betten Haug nicht ins gemachte Bett gelegt, sondern sich viele Neuerungen ausgedacht und umgesetzt. Weitere sollen folgen. Heute schon bietet die gelernte Raumausstatterin auch das Polstern von Möbeln an. Bald wird es bei Betten Haug ein noch größeres Serviceangebot in diese Richtung geben. „Ich werde Vorhänge nähen und montieren und von ausgewählten Tapetenlieferanten Muster im Laden haben“, erklärt die Unternehmerin. Als sie bei der ersten Besichtigung der großen Räumlichkeit im Industriegebiet stand, meinte sie noch, das sei viel zu groß. Heute sagt sie: „Das wird schon voll!“

Eine Heißmangel steht schon bereit. Eine Bügelmaschine und ein Bügeltisch sowie eine Nähmaschine und Werkzeuge kommen noch. Auch das Sortiment wird wachsen. Hilfe holt sich der Neuling auch bei Mitbewerbern. Daniel Eckert z. B. vom Bettenhaus Sleep – Die Traumfabrik, Gewinner des Haustex Star 2022 in der Kategorie „Vorbildliche Firmenneugründung“ – gehört zu ihrem Netzwerk. „Ich habe ihn über Vertreter kennengelernt. Neulich war ich auf der Suche nach einem Hersteller von Kamelhaardecken. Ich habe ihn angeschrieben und dann hatte ich meinen Hersteller.“ Elisabeth Schmid fängt gerade erst an. Dass sie sich zu helfen weiß, hat sie bereits bewiesen. Ihre Zukunftsvisionen brauchen viel Platz, wie gut, dass sie den im Gewerbegebiet von Gersthofen gefunden hat

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