Betten Wirth - Vorbildlicher Generationswechsel 2023
Betten Wirth, Dachau
Schritt für Schritt den Familienbetrieb übernommen
Nadine Wirth war erst kaufmännische Angestellte, dann Stewardess. Dass sie irgendwann das Bettenfachgeschäft ihrer Eltern übernehmen würde, war ihr aber immer klar. Die Übernahme erfolgte schrittweise über mehrere Jahre. Seit 1. Januar 2022 hat sie das Sagen bei Betten Wirth in Dachau.
Betten Wirth ist ein bekannter Name im oberbayerischen Dachau. Gegründet wurde das Familienunternehmen 1935. Seither ist der Laden dreimal umgezogen. Mit der Quadratmeterzahl vergrößerte sich jeweils auch das Sortiment und Serviceangebot und es kam zu Veränderungen in der Führung. 1980 übernahm Ludwig Wirth das Geschäft seiner Großmutter. Er führte es zusammen mit seiner Mutter und seiner Frau Renate. Am ersten Januar 2022 wurde der Staffelstab der Verantwortung an Tochter Nadine und somit die vierte Generation übergeben. „Die Stammkunden haben den Generationswechsel gut mitgemacht“, versichert die neue Inhaberin. „Die Kunden haben sich gefreut, dass es den Laden weiterhin gibt, wo doch immer mehr Bettenfachgeschäfte schließen“, ergänzt Ludwig Wirth. Die Stammkunden hatten Zeit, sich an die neue Chefin zu gewöhnen, denn ihr Aufstieg im Familiengeschäft vollzog sich nicht von jetzt auf gleich.
Die Kunden haben die Möglichkeit, verschiedene Schlafsysteme auszuprobieren.
„Wenn du mal groß bist, übernimmst du den Laden. Das haben schon immer alle gesagt, als ich noch ganz klein war“, erzählt Nadine Wirth. „Sie hat der Oma schon früh bei der Inventur und beim Aufräumen geholfen“, erinnert sich auch Mutter Renate. Doch bevor Nadine Wirth Vollzeit im Laden stand, zog Zeit ins Land. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in einem Kulturbetrieb in München arbeitete sie noch ein Jahr bei ihrem Ausbilder. Danach war sie achtzehn Jahre bei der Lufthansa als Stewardess tätig. Ab dem Jahr 2007 arbeitete Nadine Wirth wieder im heimischen Laden mit. „Meine Tochter hat im Wechsel bei uns gearbeitet und ist in Teilzeit weiter geflogen.“ Das ging einige Jahre so, bis schließlich 2018 der schrittweise Generationswechsel eingeleitet wurde. „Der ausschlaggebende Punkt für diese Entwicklung war mein Vater“, erklärt die Tochter. „Kind, jetzt wird es langsam Zeit, ich möchte bald in Rente gehen, hat er zu mir gesagt.“
Die Tochter, die nach dem einmal geäußerten Rentenwunsch des Vaters, Vollzeit ins Familienunternehmen eingestiegen ist, greift bis heute gerne auf den Erfahrungsschatz ihrer Eltern zurück, ruht sich aber nicht darauf aus. Nadine Wirth will selbst wissen, was Sache ist, nimmt an Schulungen teil und lässt sich, zum Beispiel über den MZE, weiter ausbilden. Neben diversen Rücken- und Ergonomieschulungen, die sie erfolgreich absolviert hat, ließ sie sich auch zum Schlafcoach ausbilden. „Ergonomisch richtiges Liegen und die Schlafberatung zählen zu unseren Spezialgebieten“, erklärt die Inhaberin. „Eine meiner Neuerungen ist es, die Schlafberatungen termingebunden zu machen. Das kam gut an. Die Kunden schätzen es sehr, dass wir intensiv auf ihre Bedürfnisse eingehen.“ Dass das so ist, erfährt sie auch in den Kundenzufriedenheitstelefonaten, eine weitere Neuerung von Nadine Wirth. „Ein paar Wochen nach Beratung und Kauf rufen wir die Kunden an und fragen, ob alles passt. Das überrascht die Leute oft, freut sie aber auch.“ Nicht nur die Kunden, auch der Seniorchef ist begeistert davon, mit welcher Hingabe und Zeit Schlafprofile erstellt werden. Unterstützt wird seine Tochter durch Mechele Saenz, die erste Angestellte in der Firmengeschichte überhaupt, die mit der Stundenreduzierung des Vaters 2019 eingestellt wurde. „Die sind da gut und gerne mal eineinhalb Stunden mit einem Kunden beschäftigt“, lobt der Profi anerkennend.
Von der Bettwäsche bis zum Nachtschränkchen: Betten Wirth bietet alle Produkte rund um den guten Schlaf.
Neben diesen Neuerungen hat Nadine Wirth auch ein paar Stellschrauben im Arbeitsablauf nachjustiert: Stichwort Digitalisierung. „Meine Eltern haben Bestellungen über Fax erledigt, jetzt machen wir das per Mail.“ Als Nächstes wird dann auch der Briefverkehr mit den Stammkunden durch E-Mail-Anschreiben ersetzt. Die sehr übersichtlich aufgebaute und ansprechend gestaltete Homepage geht auch auf Nadine Wirth zurück. Die Eltern der Juniorchefin nehmen all diese Neuerungen gelassen auf. Und vieles, was das Paar in ihrer Zeit etabliert hat, wie die im Ladenkonzept fest verankerte Wäscherei und eine Daunenbetten-Manufaktur sowie die stetige Erweiterung der Produktpalette wird es auch weiterhin geben. Außerdem helfen sowohl Vater als auch Mutter immer noch ab und an im Laden aus. „Ich mach’ hier jetzt nur noch den Hausmeister“, so Ludwig Wirth. Die scherzhafte Untertreibung wird von der Tochter umgehen korrigiert. „Mein Vater kommt in den Laden, wenn Not am Mann ist, fertigt selbst noch Betten, fährt zum Kunden.“ Auch die Mutter stellt sich mehr als nur gerne als Urlaubs- und Krankenvertretung hinter den Verkaufstresen.
Mit der vorbildlichen Zusammenarbeit der beiden Generationen meistert Familie Wirth auch Krisen wie zuletzt das ständige Auf und Ab während der Corona Lockdowns. Die gegenseitige Unterstützung hat sicher auch dafür gesorgt, dass die Übernahme durch Nadine Wirth ideal geglückt ist. Statt einer Hauruck-Entscheidung hat die Tochter des Hauses die Möglichkeit, zwischen 2018 und dem 1. Januar 2022 langsam in die Fußstapfen der Eltern zu treten und am Ende als Inhaberin die volle Verantwortung für die Geschäfte zu übernehmen. „Ich habe nie darauf bestanden, dass eins meiner Kinder den Laden übernimmt“, betont Ludwig Wirth. Aber natürlich ist die Freude groß, dass es weiter geht mit dem Traditionsunternehmen unter familiärer Führung. „Für mich ist es ein absolutes Privileg, so einen Laden übernehmen zu dürfen“, beteuert Nadine Wirth. Vielleicht ist ja auch das Geheimnis für den reibungslos geglückten Generationswechsel: Kein Druck auf der einen Seite und die totale Leidenschaft für das Familienunternehmen auf der anderen
Vorbildlicher Generationswechsel des Jahres 2023