Haustex - 4/22

Ukrainekrieg belastet den Mittelstand

Die Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes für das erste Quartal 2022 zeigt, dass Russlands Krieg gegen die Ukraine und damit verbundene Lieferengpässe und steigende Energiekosten die deutsche Wirtschaft belasten. Trotzdem zeigte die Stimmung im kooperierenden Mittelstand zum Jahresbeginn einige Zuversicht – Umsätze und Investitionen waren im 1. Quartal vorerst im Aufwind, der Ausblick allerdings ist verhaltener. Beim Energiebezug setzen die Unternehmen derzeit auf Gas und Mittelfristigkeit, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes unter seinen Mitgliedern ergab.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage zeigt sich im kooperierenden Mittelstand im ersten Quartal 2022 noch überwiegend positiv. So bewerteten mehr als 40 % der Verbundgruppen ihren wirtschaftlichen Status für die ersten Monate des Jahres als befriedigend, was im Vergleich zum Schlussquartal 2021 ein Plus von rund 8 % ausmacht. Wirtschaftlich gut ging es etwas mehr als der Hälfte der Kooperationen. Gleichzeitig sank die Zahl jener Unternehmen, die noch im vergangenen Quartal ihre wirtschaftliche Lage als schlecht bezeichneten, von rund 11 % auf 3,5 %.

Bei den Umsätzen ging es zum Jahresbeginn deutlich aufwärts: Mehr als Dreiviertel der Verbundgruppen meldeten für die ersten drei Monate des Jahres eine Umsatzsteigerung, während 1,8 % der befragten Unternehmen von Umsatzrückgängen sprachen (Vergleich Q4: 26,6 %). Beim Ausblick auf das laufende Jahr zeigen sich die Kooperationen jedoch deutlich verhaltender: Mit einem Umsatz-Plus rechnen rund 40 %, konstante Umsätze erwarten rund 37 % der Verbünde. Gleichzeitig gehen mehr als 19 % der Unternehmen von einem Umsatz-Minus für die kommenden Monate aus.

Auch bei den Anschlusshäusern der Unternehmen zeigt sich der Aufwärtstrend im ersten Quartal: Mehr als 54 % verzeichneten ein Umsatz-Plus (Vergleich Q4: 39,1 %). Gleichzeitig sanken bei mehr als 10 % der Verbünde im gleichen Zeitraum die Umsätze (Vergleich Q4: 25 %).

Die Ertragslage der Kooperationen hat sich im ersten Quartal des Jahres positiv entwickelt. Nachdem im Schlussquartal 2021 noch mehr als ein Fünftel der Kooperationen einen Rücklauf spiegelten, hat sich diese Zahl nun im ersten Quartal 2022 auf etwas mehr als 5 % reduziert. Bewegung zeigt sich damit auch bei jenen Verbundgruppen, deren Erträge stabil blieben oder sogar stiegen: Diese liegen nun mit 47,4 % (gleichbleibend) und 42,1 % (steigend) nah beieinander, wobei sich die Zahl der Kooperationen mit einem Aufwärtstrend im Vergleich zum Vorquartal um mehr als 10 % erhöhte. Mit etwas mehr Zurückhaltung blicken die Verbundgruppen in die Zukunft: Hier rechnen rund 16 % mit einem Ertrags-Plus, während mehr als die Hälfte der Unternehmen mit konstanten Ergebnissen kalkuliert. Mehr als 28 % gehen in den kommenden Monaten von einem Rückwärtstrend aus.

Mehr Investitionen zum Jahresbeginn

Der kooperierende Mittelstand hat im ersten Quartal 2022 mehr investiert als noch im vierten Quartal des letzten Jahres. Dieses Ergebnis zeigte sich bei mehr als einem Drittel der Verbünde (35,1 %) und entspricht einem Plus von mehr als 10 % im Vergleich zum Vorquartal (Q4: 25,0 %) Gleichzeitig berichtete mehr als die Hälfte der Kooperationen von einer Verstetigung.

Was zeigt der Ausblick? Mit 47,4 % plant die Mehrheit der Verbundgruppen für die kommenden Monate mehr Investitionsausgaben. Das entspricht einem Plus von mehr als 17 % im Vergleich zum Schlussquartal 2021. Etwas mehr als 40 % wollen genauso viel investieren wie im letzten Quartal (Vergleich Q4: 57,8 %).

Beschäftigungszahlen stabil

Eine etwas moderatere Veränderung zeigt sich bei den Beschäftigungsabsichten der Unternehmen: Rund 21 % der Verbundgruppen haben in den ersten Monaten des Jahres mehr Personal eingestellt – das entspricht einem Plus von etwas mehr als 5 % verglichen mit dem vierte Quartal 2021. Mehr als 75 % der Unternehmen meldeten für das erste Quartal 2022 keine Veränderung bei der Mitarbeiterzahl. Auch für die kommenden Monate setzt die Mehrzahl der Kooperationen in Sachen Personal auf Stabilität (66,7 %), während etwas mehr als 28 % mit einer Personalaufstockung rechnet.

Energiemarkt: Mehrheit nutzt Gas

Ende März hat der Bundeswirtschaftsminister Habeck die Frühwarnstufe des Nationalen Notfallplanes Gas ausgerufen. Jetzt beobachtet ein Krisenstab die tägliche Versorgungslage. Doch welche Energien/Brennstoffe nutzt der kooperierende Mittelstand eigentlich? Der Mittelstandsverbund hat seine Mitglieder gefragt. Mit mehr als 47 % nutzt die Mehrheit der befragten Unternehmen vorrangig Gas als Brennstoff. Mehr als ein Viertel der Verbundgruppen greifen vorrangig auf Strom zurück, der damit auf Rang 2 landet – gefolgt von Öl, das rund 16 % der Kooperationen vorrangig nutzen.

Und diese Energie erhalten knapp 67 % und damit mehr als zwei Drittel der Unternehmen über einen allgemeinen Stromversorger, wie die aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbundes unter seinen Mitgliedern ergab. Etwas mehr als 12 % der Verbünde beziehen ihre Energie über einen Direktvertrag – etwa über den Handel an der Börse. Rund 2 % der Kooperationen produzieren ihre Energie selbst.

Energiebezug: Mittelstand setzt auf Mittelfristigkeit

Doch auf welche Dauer sichern die Verbundgruppen ihren Energiebezug vertraglich ab? Auch das hat der Mittelstandsverbund seine Mitglieder gefragt. Ergebnis: Mit rund 58 % sichert die große Mehrheit der Unternehmen ihren Energiebezug mittelfristig über 1-3 Jahre ab – gefolgt von rund 12 % der Verbünde, die dies über einen kurzfristigen Zeitraum von unter einem Monat tun. Langfristig – also mehr als 3 Jahre – sichern lediglich knapp 2 % der Unternehmen ihren Energiebezug ab. Änderungen bei der Bezugsquelle planen dabei mehr als 61 % der Unternehmen nicht – rund 12 % können sich das vorstellen.
„Die derzeit auf einem Höchstniveau befindlichen Energiepreise könnten in den kommenden Monaten weiter steigen. Die beste Energie ist dabei die, die man gar nicht erst verbraucht. Energieeffizienz lohnt sich also gerade jetzt.“, weiß Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer der Mittelstandsverbund. „Im Schulterschluss zwischen Politik und Mittelstand muss alles darangesetzt werden, dass die Energieversorgung nicht zu einem existenzbedrohenden Engpass wird. Gerade jetzt kommt es darauf an, noch mehr Tempo in Energieeffizienzmaßnahmen zu legen. Nur mit einem starken Mittelstand lässt sich die Leistungskraft der Wirtschaft und die Krisenresistenz nachhaltig und stabil erhalten“, so Veltmann weiter.

Doch wie steht der kooperierende Mittelstand dazu? Mehr als 54 % und damit die große Mehrheit der Unternehmen beabsichtigt, aufgrund der aktuellen Lage Energieeffizienzmaßnahmen vorzunehmen – rund 32 % planen dies nicht. Für die Umsetzung der Energiemaßnahmen braucht es auch das richtige Personal. Knapp 44 % der Kooperationen sieht sich in Sachen Knowhow gut aufgestellt, rund 39 % der Unternehmen haben hier Bedarf nach Unterstützung.

An der Konjunkturumfrage haben sich 57 Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 18 Branchen beteiligt – darunter auch Möbel und Textil. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des Mittelstandsverbundes durchgeführt, die insgesamt 230.000 mittelständische Unternehmen vertreten.

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Foto/Grafik: Der Mittelstandsverbund
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