25.10.2022

Matratzenverband blickt auf herausforderndes Jahr zurück

Für die Jahrestagung 2022 war der Fachverband Matratzen-Industrie zu Gast bei seinem assoziierten Mitglied Latexco im belgischen Tielt. In der internen Mitgliederversammlung standen neben dem Blick auf die wirtschaftliche Lage der Branche vor allem der Bericht über die Verbandsarbeit des zurückliegenden Jahres sowie die strategische Ausrichtung für 2023 im Fokus. Im anschließenden öffentlichen Teil begrüßte der Matratzenverband zunächst seine neuen Mitglieder: Neue Vollmitglieder sind Breckle Northeim und die Revor Group. Als assoziierte Mitglieder neu dazugekommen sind Müller Textil und STS Textiles. Damit hat der Verband aktuell 23 ordentliche und 11 assoziierte Mitglieder und somit eine Marktabdeckung von mehr als 70 Prozent. Die Veranstaltung mündete in der Keynote von Dr. Benjamin Semburg, Astrophysiker und Praktiker in der Automobilindustrie. Unter dem Motto „Anders denken und Zukunft lenken – mit Sicherheit“ wirbt er dafür, dass der Mensch als Gewohnheitstier seine Komfortzone verlassen muss, um erfolgreich zu sein. Am zweiten Tag endete die Tagung mit einer Führung durch den Betrieb des Gastgebers Latexco, einem der weltweit größten Zulieferer für Matratzenkomponenten aus Latex.

Rohstoffengpässe, Preissteigerungen und kein Ende in Sicht
Im vergangenen Jahr waren die Informationen zur aktuellen Marktlage an dieser Stelle noch überwiegend von der Pandemie geprägt, insbesondere von den damit verbundenen Rohstoffengpässen und -preisanstiegen. Ein Jahr später ist die Situation schwieriger denn je, zudem hinterlässt der Krieg in der Ukraine auch bei den deutschen Matratzen-Herstellern Spuren. Am 12. Oktober hat Wirtschaftsminister Habeck seine Herbstprognose zur Konjunktur veröffentlicht. Demnach wird für das Jahr 2022 ein Wirtschaftswachstum von nur noch 1,4 Prozent erwartet und für 2023 gar ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von -0,4 Prozent prognostiziert. Erst für 2024 wird wieder mit einem erneuten Wachstum von 2,3 Prozent gerechnet. Grund seien die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die zum einen die Industrieproduktion dämpfen, zum anderen die Kaufkraft der Verbraucher um ein Prozent senken.

Bilanz des 1. Halbjahres
Gemessen an der schlechten Ausgangslage ist das 1. Halbjahr für die Matratzenhersteller mit einem Plus von 8 % beim Umsatz und 14 % beim Absatz vergleichsweise gut gelaufen. Obwohl diese Ergebnisse es nicht auf den ersten Blick offenbaren: Die Matratzenbranche bleibt von den Auswirkungen der Pandemie und des Krieges nach wie vor nicht verschont. Sie leidet unter steigenden Preisen und der Rohstoffverknappung. Nicht zuletzt spielt neben der angespannten Versorgungslage mit Rohstoffen zudem auch der Arbeitskräftemangel eine große Rolle, der die eigenen Kapazitäten zusätzlich limitiert. Hersteller, die die Fläche beliefern, leiden zudem unter einem spürbaren Einbruch der Aufträge, der dem Verband zufolge das 2. Halbjahr stark belasten wird. Im Hochwertbereich hingegen schlage die Entwicklung bisher weniger zu Buche – im Gegenteil, handelsseitig sei hier sogar von den besten Umsätzen seit Jahren zu hören. Dies deutet darauf hin, dass insbesondere Mittel- und Geringverdiener vermehrt sparen und ihre Kaufentscheidungen zurückstellen. Dennoch wird es wohl gelingen, das Jahr 2022 mit einem kleinen Plus abzuschließen. Die Prognose zu den Erträgen fällt dabei eher bescheiden aus. Am deutlichsten zeigen sich die Auswirkungen von Versorgungsengpass und Preisexplosion bei den Technologien Latex und Sonstige, was sich auch an den Marktanteilen ablesen lässt. Sie büßen jeweils drei Prozentpunkte ein und kommen nur noch auf 7 Prozent (Sonstige) bzw. 5 Prozent (Latex). Schaum konnte seinen Marktanteil mit einem Plus von zwei Prozentpunkten auf 60 Prozent steigern, an zweiter Stelle Taschenfederkern mit 27 Prozent (plus zwei Prozentpunkte). Bei den Warengruppen konnten Unterfederungen einen Prozentpunkt hinzugewinnen und erreichen einen Marktanteil von 10 Prozent, der Marktanteil von Toppern ist mit 9 Prozent unverändert.

Konjunkturumfrage verdeutlicht die Besorgnis der Hersteller
Obwohl die Verbandszahlen es noch nicht so deutlich gezeigt haben: Die Mehrheit der Verbandsmitglieder sieht sich mittel bis stark durch die Auswirkungen der aktuellen Lage auf die Umsatzentwicklung des ersten Halbjahres betroffen. Dies bringen die Ergebnisse einer Befragung von Anfang Oktober deutlich zum Ausdruck, an der sich 13 Mitgliedsunternehmen (9 Hersteller und 4 Zulieferer) beteiligt haben. Insgesamt rechnen die Mitglieder in den kommenden Monaten mit weiter deutlich steigenden Preisen für Gas, Strom und Rohstoffe. Während bei der Prognose zur Gaspreisentwicklung für die nächsten sechs Monate 31 Prozent der Befragten mit Steigerungen bis 100 Prozent rechnen, erwarten im Bezug auf Strom sogar 23 Prozent der Befragten Kostensteigerungen von über 100 Prozent. Die Einschätzung der Umsatzentwicklung für das Gesamtjahr 2022 zeigt jedoch, dass trotz aller Herausforderungen noch nicht alle Hoffnung verloren ist: Immerhin 46 Prozent der Befragten prognostizieren ein „gutes“ bis „eher gutes“ Ergebnis. Dagegen rechnen 31 Prozent mit einem eher schlechten Gesamtergebnis und 23 Prozent erwarten ein schlechtes.

Verbandsarbeit: Themen und Projekte
Erneut blickt der Matratzenverband auf ein ereignisreiches Projektjahr zurück. Neben dem Neustart seiner Webseite www.matratzenverband.de, hat er in Zusammenarbeit mit seinen Partnerverbänden, dem Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie (Heimtex) und dem Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS, alle drei auch bekannt unter der Dachmarke „Kompetenz-Zentrum Textil + Sonnenschutz“), die neue VerbandsApp gelauncht. Sie ersetzt zum einen den Mitgliederbereich, der bisher über die einzelnen Homepages erreichbar war.

Die Jahrestagung 2023 findet wieder zusammen mit dem Heimtex statt, am 09. und 10. November 2023 in Köln.
Matratzenverband blickt auf herausforderndes Jahr zurück
Foto/Grafik: Fachverband Matratzen-Industrie
Der Vorsitzende Thomas Bußkamp spricht auf der Jahrestagung des Matratzenverbands.
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