Haustex - 7/21
NRW: Großes Potenzial für lokalen Einzelhandel
Während der Onlinehandel boomt, kommen immer weniger Menschen in die Städte – eine Entwicklung, die auch schon vor der Coronapandemie zu beobachten war. Dennoch hat der stationäre Einzelhandel im größten deutschen Bundesland großes Potenzial, wenn multifunktionale Zentren geschaffen werden – so das Ergebnis des IFH Köln in der für das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE) durchgeführten Studie „Zukunft des Handels – Zukunft der Städte“, in die unter anderem mehr als 26.000 Bürgermeinungen eingeflossen sind.
Der Onlinehandel konnte in Nordrhein-Westfalen 2020 um mehr als 20 Prozent zulegen und hatte damit einen Anteil am Gesamthandel von knapp 13 Prozent. Dieser Wert könnte nach aktuellen Hochrechnungen des IFH Köln bis 2030 auf bis zu 26 Prozent steigen. Der Onlineboom zeigt sich auch in den Besucherfrequenzen der Städte, die im vergangenen Jahr – auch coronabedingt – um 30 Prozent zurückgingen.
Aber: In Nordrhein-Westfalen wird gerne stationär eingekauft. Die Bevölkerung setzt sich in weiten Teilen aus „selektiven Onlineshoppern“ (64 %), die je nach Produkt und Situation zwischen Online- und Offlinekanälen wechseln, sowie nicht (gerne) im Internet einkaufenden „traditionellen Handelskäufern“ (18 %) zusammen.
Der Handel allein kann kein Garant für belebte Innenstädte sein – auch andere Besuchsmotive müssen angesprochen werden. Der Wunsch der Konsumenten: Die Kombination verschiedener Nutzungsarten, wie Handel, Gastronomie, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Bemerkenswert: Ortsgrößenübergreifend wird (konsumfreien) Verweil-, Freizeit- und Interaktionszonen und Wohnen eine hohe Bedeutung zugemessen.
„Die innerstädtischen Zentren in NRW müssen sich gemäß den Anforderungen, Interessen und Verhaltensweisen der Konsumentinnen und Konsumenten weiterentwickeln“, appelliert Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln. „Vielerorts ist dazu ein Paradigmenwechsel erforderlich: Weg von der Angebotsorientierung und hin zur Kundenzentrierung mit ihrer strikten Nachfrage- und Zielgruppenorientierung.“ Gleichzeitig habe damit das Zeitalter für Erprobung neuer lokaler Geschäftsmodelle begonnen, so Hedde: „Traut Euch, neue Wege zu gehen, möchte man allen Akteuren und Kommunen zurufen. Wichtig ist das Lernen und der offene Dialog zu Erfahrungen.“
Der enorme Handlungsdruck durch die vielerorts zunehmenden Leerstände in den Stadtzentren Nordrhein-Westfalens – die durchschnittliche Leerstandsquote lag 2020 zwischen sieben und zehn Prozent – erfordert ein Neudenken der politischen Maßnahmen mit einer flexiblen Handhabung. Dazu gilt es, dass Städte mit Handel und anderen Standortakteuren wie Immobilieneigentümern, Gastronomie, Tourismus, Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, sowie den Bürgerinnen und Bürgern zusammen agieren.
Innovations- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die Studie zeigt, dass die Zentren in Nordrhein-Westfalen großes Potenzial haben, das es zu aktivieren gilt: mit kreativen Konzepten und dem Willen, Veränderung aktiv zu gestalten. Digitale Technologien, Medien und alternative Vertriebsformen können dabei helfen. Ich bin überzeugt davon, dass innovative Standorte weiterhin viele Menschen anziehen werden.”
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