Haustex - 1/24
„Unsere Produkte gehören in den Fachhandel“
Haustex: Hannes Brandtner, seit 2014 haben Ihr Vater Claus Brandtner und Michael Sailer Werkmeister als geschäftsführende Gesellschafter geleitet. Nun ziehen sie sich aus der Unternehmensführung zurück. Können Sie die Entwicklung des Unternehmens in der vergangenen Dekade kurz zusammenfassen?
Hannes Brandtner: Unter der Führung von Claus Brandtner und Michael Sailer wurden bedeutende Meilensteine für Werkmeister erreicht und wichtige Entscheidungen getroffen. Die beiden haben wertvolle Investitionen getätigt, etwa in innovative Technologien, in die Infrastruktur, in die Erweiterung der Produktionskapazitäten und in unseren Showroom hier in Henstedt-Ulzburg. Gleichzeitig haben sie viel Zeit und Energie in die Partnerschaften mit dem Fachhandel gesteckt und so für ein kontinuierliches und nachhaltiges Wachstum des Kundenstamms und des Umsatzes gesorgt. Erreicht haben sie ihre Ziele, indem sie sich noch stärker auf das Premiumsegment konzentriert und unseren USP ausgebaut haben: maßgeschneiderte Lösungen für den Fachhandel – Made in Germany. Das Ganze war nur möglich mithilfe des kompetenten Teams, das in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut wurde. Wir haben eine tolle Unternehmenskultur, basierend auf Vertrauen, Offenheit und Zusammenarbeit. Jeder Mitarbeiter ist ein wichtiges Rad im System Werkmeister und ist mit seinem Know-how und seinem Engagement ein Schlüssel zu unserem Erfolg. Zusammenfassend kann man sagen, dass Claus Brandtner und Michael Sailer eine solide Basis geschaffen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft von Werkmeister gestellt haben. Dafür sind wir sehr dankbar und freuen uns auf die nächsten Jahre und die weitere Entwicklung.
Haustex: Nun wurde der Generationswechsel bei Werkmeister vollzogen. Welche Gründe haben zu diesem Schritt geführt?
Brandtner: Zunächst einmal ist wichtig, dass die Unternehmensnachfolge ein wohl überlegter und von langer Hand geplanter Prozess war. Begonnen hat er mit meinem Einstieg vor drei Jahren. Altersgründe haben bei Claus Brandtner den Wunsch nach einer Veränderung geweckt. Zudem sind wir überzeugt davon, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, als neue Generation neue Strategieimpulse zu setzen, um das Unternehmen Werkmeister wettbewerbsfähig zu halten und zukunftssicher zu machen.
Haustex: Scheiden Claus Brandtner und Michael Sailer komplett aus dem Unternehmen aus?
Aziz Simsek: Claus Brandtner wird uns mit seinem Know-how noch einige Zeit als Berater zu Verfügung stehen. Michael Sailer hat hingegen die persönliche Entscheidung getroffen, mit dem Generationswechsel die Firma zu verlassen und etwas Neues zu starten. Wir sind dankbar für seine wertvollen Beiträge zur Entwicklung von Werkmeister und wünschen ihm persönlich sowie für seine zukünftigen Unternehmungen alles erdenklich Gute.
Haustex: Ab sofort bilden also Hannes Brandtner und Aziz Simsek die neue Führungsspitze bei Werkmeister. Herr Brandtner, auf welchem Weg sind Sie in das Unternehmen gekommen?
Brandtner: Sehr gern. Ich bin gelernter Wirtschaftsingenieur, habe in der Schweiz studiert und einige Jahre als Executive Consultant für ein großes Familienunternehmen im Maschinenbau für die Pharmaindustrie gearbeitet. Dort war ich zunächst im Projektmanagement tätig, habe mich dann aber immer mehr auf strategische Fragen konzentriert. Während dieser Zeit konnte ich umfangreiche Kenntnisse in den Bereichen Führung, Strategie und Innovationen erwerben. Vor ein paar Jahren standen dann die ersten Überlegungen an, wie es mit Werkmeister weitergehen soll. Das Unternehmertum hat mich schon immer gereizt. Daher lag die Entscheidung nahe, mich im Familienbetrieb zu engagieren. Dieser Schritt erfolgte 2021 mit dem Einstieg als geschäftsführender Gesellschafter bei Werkmeister. Ich war also schon in den vergangenen Jahren ein vollwertiges Mitglied der Unternehmensführung. Dementsprechend konnte ich die Stärken und das große Potenzial unseres engagierten Teams schon kennenlernen und gemeinsam mit Michael Sailer und Claus Brandtner eine Strategie für die wichtigen Fragen entwickeln: Wo soll die Reise für Werkmeister künftig hingehen? Wie wollen wir uns positionieren? Und wie wollen wir uns organisieren? Vor rund anderthalb Jahren habe ich den Kontakt zu Aziz Simsek aufgenommen, mit dem ich in der Vergangenheit bereits erfolgreich zusammengearbeitet habe und mir war schnell klar, dass er eine tolle Ergänzung für unser Team wäre.
Haustex: Herr Simsek, auf welchen Werdegang können sie vor Ihrem Einstieg in die Geschäftsführung von Werkmeister zurückblicken?
Simsek: Ich bin geboren im schönen Odenwald und aufgewachsen in Süd-Deutschland.
Nach meinen beiden Ausbildungen zum Elektroinstallateur und Hotelfachmann habe ich mir durch mehrere Weiterbildungen den Elektrotechniker, den technischen Fachwirt und den kaufmännischen Fachwirt erarbeitet. Des Weiteren bin ich Lean Produktions-Experte und Lean-Trainer. Ich war zehn Jahre selbstständiger Unternehmer im Bereich Prozess und Maschinentechnik. 2008 wechselte ich bewusst zurück ins Angestelltenverhältnis, leitete den Geschäftsbereich Technik eines Automobilzulieferers, steigerte mich dann zum CEO eines Tochterunternehmens der Uhlmann Packsysteme im Pharmabereich und weiter zum CEO eines Tochterunternehmens im Bereich Werkzeugmaschinenbau der DMG-Mori Gruppe. Nach fast zehn Jahren im Ausland, in China, Singapur, Indien, Polen und Ägypten, freue ich mich jetzt, gemeinsam mit Hannes Brandtner und unserem Werkmeister-Team alle Herausforderungen zu meistern und die erfolgreiche Zukunft für unser Unternehmen weiter auszubauen.
Haustex: Die Übergabe der Geschäftsfelder innerhalb des Unternehmens ist ein wesentlicher Teil des Generationswechsels. Wie teilen Sie die Kompetenzen untereinander auf?
Simsek: Nach einer intensiven Einarbeitungsphase sind die Geschäftsfelder seit November 2023 vollständig an uns übergeben. Hannes Brandtner ist damit ab sofort verantwortlich für die Bereiche Vertrieb – national und international – sowie Marketing, inklusive Verkaufsinnendienst und Produktmanagement. Er führt somit alle innovationsgetriebenen, nach außen auf den Markt gerichteten Geschäftsbereiche. Mein Part ist das Produktionsmanagement und die betrieblichen Unternehmensprozesse. Dazu zählen die Bereiche Finance, Human Resources, Qualitätsmanagement, Produktion sowie Einkauf, IT, Logistik und Facility Management. Damit steht bei mir vor allem die Sicherstellung der Zufriedenheit unserer Kunden durch Qualität und Verbindlichkeit im Fokus. Für die neue Aufgabe bin ich im Sommer 2023 aus Süddeutschland in den Norden nach Hamburg gezogen.
Haustex: Wie gewährleisten Sie, dass der Wissenstransfer und die Unternehmenskultur von Werkmeister über den Generationswechsel hinaus erhalten bleiben?
Brandtner: Unsere Unternehmenskultur lebt durch unsere Mitarbeiter. Ich bin ja bereits seit drei Jahren Teil der Geschäftsführung und konnte dort hineinwachsen. Während dieser Zeit fand ein stetiger Wissenstransfer statt.
Simsek: Durch die herzliche und offene Aufnahme, die ja ein wichtiger Teil der Unternehmenskultur bei Werkmeister ist, und dass mir entgegengebrachte Vertrauen, war es gar kein Problem, nach nur neun Monaten die Leitung meiner Geschäftsbereiche zu übernehmen. Hinzu kommt, dass Claus Brandtner dem Unternehmen weiterhin beratend zur Seite stehen wird. Seine Erfahrung und sein Fachwissen gewährleisten einen reibungslosen Übergang.
Haustex: Welche Ziele und Visionen haben Sie für das Unternehmen?
Brandtner: Die Basis, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurde, bleibt unser Dreh- und Angelpunkt. Das heißt, die Stärkung des Fachhandels sowie die Kooperation und emotionale Verbundenheit mit den Kunden steht für uns ganz klar im Zentrum. Dafür wollen wir unsere Stärken, unsere Flexibilität, Agilität, die hohe Qualität sowie den top Service, immer weiter ausbauen. Zudem arbeiten wir mit Hochdruck an neuen Konzepten.
Haustex: Können Sie dafür bereits konkrete Beispiele nennen?
Brandtner: Wir haben kürzlich erfolgreich unsere Roadshow abgeschlossen, auf der wir drei neue Produkte präsentiert haben, darunter eine innovative Taschenfederkernmatratze mit neuartigen Federn in Wabenstruktur für besonderen Schlafkomfort. Die Resonanz war überwältigend. 2024 werden wir auf einigen Messen vertreten sein: Im Februar zeigen wir beispielsweise auf der DIHEI-Messe in der Schweiz an einem neuen Messestand für den Schweizer Markt maßgeschneiderte Produkte. Auch die Vorbereitungen für die ABK Open im Juni laufen bereits auf Hochtouren. Zudem planen wir ein Event, um Kunden direkt bei uns im Haus unsere Hauptprodukte für 2024 vorzustellen. Und schließlich beschäftigen wir uns intensiv mit unseren Kernthemen Qualität und Service, bei denen jeder Mitarbeiter eine wichtige Rolle spielt. Serviceleistungen wie Reklamationsmanagement stehen im Fokus, und interne Schulungen sollen sicherstellen, dass wir am Markt ein rundum positives Bild abgeben.
Haustex: Bringt der Generationswechsel Veränderungen in den Strukturen der Unternehmensführung mit sich – beispielsweise im Bezug auf die Mitarbeiter?
Simsek: Ich würde sagen, dass eine neue Geschäftsführung tatsächlich immer ihre persönliche und individuelle Art in die Organisation miteinbringt und um weiterhin alle Ziele zu erreichen, sind positive Veränderungen manchmal auch notwendig.
Wir sind eine Manufaktur. Der Wert unserer Produkte entsteht durch die individuellen Fertigkeiten unserer Mitarbeiter. Im Rahmen der Übergabe der Verantwortungsbereiche haben wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv eingebunden.
Wir sehen es als sehr wichtig an, in Faktoren zu investieren wie flexible Arbeitszeiten, faire Bezahlung und regelmäßige Schulungen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein.
Wir sind stolz auf unser engagiertes Team und werden auch künftig großen Wert auf eine offene Unternehmenskultur, ein positives Betriebsklima und eine ehrliche Kommunikation legen.
Haustex: Und außerhalb des Unternehmens: Bringt der Generationswechsel Veränderungen in der Zusammenarbeit mit den Handelspartnern mit sich?
Brandtner: Ich glaube, in den vergangenen Monaten haben wir schon gezeigt, dass aus Sicht der Fachhandelspartner wirklich gar nicht viel passiert ist und genau so soll es auch sein. Die Zusammenarbeit bleibt so gut wie sie schon immer war und an unserem Kundenfokus ändert sich nichts. Möglicherweise werden wir die Kundenabsprache künftig aktiver gestalten und die Beziehungen eher noch weiter ausbauen. Besorgt sein muss der Fachhandel auf keinen Fall. Es bleibt dabei: Wir sind eine Manufaktur und unsere Produkte gehören in den Fachhandel.
Haustex: Wie sehen Ihre Ziele im Bezug auf die Produktentwicklung aus?
Simsek: Unsere Ziele sind in erster Linie die Festigung unserer Stärken, die Vertrauensbindung mit unseren Kunden und die Beständigkeit. Auch hier kann der Fachhandel ganz unbesorgt sein. Unser aktuelles Sortiment wird nicht auf links gedreht. Natürlich arbeiten wir an neuen Produkten, bleiben unserer Linie aber treu. Wir sprechen hier eher über Ergänzungen oder Erweiterungen, die sich nah an den Bedürfnissen der Fachhändler bewegen. Wir stehen in ständigem Kontakt mit unseren Kunden und beziehen sie in die Entwicklung der Produkte immer mit ein.
Brandtner: Darüber hinaus sind Innovationen ein zentrales Thema, mit dem wir uns intensiv beschäftigen und regelmäßig challengen. Die Entwicklung der „Matratze der Zukunft“ ist unsere Herausforderung. Ich bin sicher, dass sich in den kommenden Jahren viel bewegen wird. Man kann den Schlaf durchaus als neues Superfood betrachten, und darauf müssen wir uns einstellen. Auch Themen wie der Umgang mit dem demografischen Wandel und die Integration der Generation Z in den Fachhandel beschäftigen uns intensiv. Nachhaltigkeit ist dabei ein weiterer wichtiger Fokus für uns.
Haustex: Hier engagiert Werkmeister sich bereits heute. Wie sieht Ihre Strategie in den Breichen Nachhaltigkeit und Umweltschutz für die Zukunft aus?
Brandtner: Auf der Produktseite lautet die Aufgabe ganz klar: Die Entwicklung der zirkulären Matratzen. Darüber spricht ja die ganze Branche. Ich sehe es so, dass wir es mit einer langfristigen Transformation zu tun haben, bei der wir Schritt für Schritt vorgehen müssen. Ein Ansatz für Werkmeister ist die Wiederverwertung der Materialien wie Stoff, Schaum und Latex, um eine nachhaltigere Produktionsweise zu erreichen. Die Reise in Richtung Kreislaufwirtschaft ist spannend und wird begleitet von neuen Vorschriften und Gesetzen. Als Unternehmen streben wir an, ressourcenschonend und nachhaltig zu agieren, stets den Verstand einzusetzen und innovative Lösungen für unsere Produkte zu finden.
Simsek: Wir wollen unsere soziale Verantwortung und eine positive Auswirkung auf die Umwelt in unserem Unternehmen verstärkt forcieren. Diese Themen werden immer wichtiger für uns alle. Wir haben eben über Innovationen gesprochen. Ich bin mir sicher, dass Innovation und Nachhaltigkeit miteinander verbunden sind. Für uns sind beide Faktoren enorm wichtig.
Wir fertigen alle Werkmeister Matratzen und Lattenroste in unserer Manufaktur in Henstedt-Ulzburg. Hier verarbeiten wir in unserer Produktion mit angeschlossener Tischlerei und Näherei viele verschiedene Rohmaterialien. Beim Einkauf setzen wir auf eine regionale und nationale Beschaffungspolitik, um lange Transporte zu vermeiden, und den Co-2 Footprint möglichst gering zu halten. Darüber hinaus ist unsere Philosophie nicht nur das Recycling verwendeter Materialien oder Maßnahmen wie der Einsatz erneuerbarer Energien, sondern auch die Aspekte Verpackung, Transport und Logistik. Alle Maßnahmen stimmen wir mit unseren Kunden ab, mit dem Ziel, unseren Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu verstärken.
Etwas weitreichender betrachtet gehört ebenso die soziale Verantwortung mit zum Thema, wie Förderung von Gleichheit, Fairness und Integration am Arbeitsplatz. Wir legen größten Wert auf eine respektvolle Behandlung unserer Mitarbeiter und die Sicherstellung, dass alle Geschäftsentscheidungen ethisch vertretbar sind. Wir wollen verantwortungsbewusst gegenüber Wettbewerber, Kunden, Lieferanten agieren.
Haustex: Was braucht ein Familienunternehmen wie Werkmeister darüber hinaus, um in Zukunft erfolgreich zu sein?
Simsek: Die Basis für unseren Erfolg bilden wie gesagt die enge Partnerschaft mit unseren Fachhandelskunden und das Fachwissen unseres starken Teams hier in Henstedt-Ulzburg. Wir sind stolz auf unsere differenzierte Marke und werden diese künftig weiter stärken. Ganz wichtig ist dabei unsere Servicequalität. Auch wenn wir hier bereits sehr stark aufgestellt sind, werden wir kontinuierlich weiter an dem Thema arbeiten.
Brandtner: Hinzu kommen unsere Innovationskraft und die Fähigkeit als Manufaktur individuelle Kundenwünsche umzusetzen. Wir können ab Stück 1 produzieren und das fertigen wir genau so an, wie der Kunde es sich wünscht. Mit dieser Kompetenz grenzen wir uns von vielen anderen Herstellern ab. Wir unterstützen den Fachhandel aber nicht nur auf Produktseite, sondern auch in der Kommunikation. Wir geben dem Fachhandel effektive Kommunikations- und Marketingkonzepte an die Hand, mit denen er verschiedene Zielgruppen ansprechen und vor allem auch die jüngere Generation in den Fachhandel holen kann.
Haustex: Das neue Führungsduo bei Werkmeister blickt demnach positiv in die Zukunft.
Simsek: Auf jeden Fall. Wir sind zuversichtlich, dass der Generationswechsel eine positive Entwicklung für Werkmeister darstellt. Wir werden weiterhin unsere Kunden mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen bedienen und unsere Position im Markt kontinuierlich ausbauen und festigen.
Werkmeister – in Kürze
Erich Werkmeister GmbH & Co. KG
Siebenstücken 3-5
24558 Henstedt-Ulzburg
Tel.: 04193-77946-12
E-Mail: info@werkmeister-schlafkultur.de
Internet: www.werkmeister-schlafkultur.de
Geschäftsführende Gesellschafter: Hannes Brandtner, Aziz Simsek
Mitarbeiter: 65
Produkte: Matratzen (Schaum, Taschenfederkern, Latex), Kindermatratzen, Unterfederungen, Nackenstützkissen, Topper