„Wir bieten dem Bettenfachhandel grüne Konzepte“

Haustex: Nachhaltigkeit und Gesundheit sind längst keine Trends mehr, sondern eine Notwendigkeit. Wie hat sich Dormiente als „Pionier des grünen Schlafs“ vor diesem Hintergrund in den vergangenen Jahren entwickelt?

Dr. Rüdiger Plänker: Als wir 1988 anfingen, Naturmatratzen zu entwickeln, haben uns alle für verrückt erklärt. Damals war mein Partner Rainer Oldiges noch mit an Bord, der 2017 aus dem Unternehmen ausgestiegen ist. Unsere ursprüngliche Idee war es, Futons herzustellen, die Ende der 1980er-Jahre ein großer Trend waren. Als promovierte Biologen haben wir uns parallel auch wissenschaftlich mit dem Thema Schlaf beschäftigt und entschieden, komplett auf Synthetik zu verzichten und ausschließlich Naturmaterialien zu verwenden, die ein naturnahes Schlafumfeld schaffen. Um sicherzustellen, dass diese auch garantiert frei von Schadstoffen sind, haben wir von Anfang an Schadstoffkontrollen durchgeführt und dabei eng mit unseren Lieferanten zusammengearbeitet. Damit haben wir den Anfang der Schadstoffkontrolle im Matratzenbereich markiert. Unserer Linie sind wir in den vergangenen 35 Jahren immer treu geblieben: Nachhaltigkeit und Gesundheit sind bis heute unsere Leitprinzipien. Der Erfolg hat uns recht gegeben: Die Entwicklung von Dormiente hat rasant Fahrt aufgenommen. Das Gebäude, in dem wir uns hier befinden, haben wir vor fünfeinhalb Jahren bezogen und es ist schon wieder zu klein. Eine Baugenehmigung liegt aber vor und ein Anbau mit über 1000 qm wird 2024 umgesetzt.

Haustex: Mit den Themen Natur und Gesundheit ist Dormiente mehr und mehr auch im Bettenfachhandel präsent.

Dr. Plänker: Ja, lange hatte der Bettenfachhandel an uns eigentlich kein großes Interesse. Mittlerweile hat er aber erkannt, dass er um die großen Themen Nachhaltigkeit und Gesundheit auf Dauer nicht herumkommt, und braucht dringend grüne Konzepte. Die kann Dormiente ihm bieten. Neben dem grünen Produktportfolio zählen dazu vor allem unsere Store-Konzepte, die von einfachen Shop-in-Shop-Lösung bis zu einem reinen Dormiente Center reichen. Die Center-Variante ist in diesem Jahr übrigens nahezu explodiert. Anfang 2023 hatten wir gerade einmal sechs oder sieben Dormiente-Center, mittlerweile sind es 20. Und weitere Neueröffnungen stehen bevor.

Haustex: Was verbirgt sich genau hinter dem Konzept „Dormiente Center“?

Dr. Plänker: Das Dormiente-Center geht über eine klassische Shop-in-Shop-Lösung hinaus. Wir bieten dem Händler dafür eine besonders umfangreiche Unterstützung an. Diese beinhaltet die Store-Gestaltung durch unseren Innenarchitekten. Basierend auf Grundrisszeichnungen wird eine optimale Produktausstellung und Wandgestaltung geplant, abhängig von der Größe der zur Verfügung stehenden Fläche innerhalb eines Ladens. Außerdem gehören zu dem Angebot auch die Erstellung professioneller Marketingkonzepte für gesunden Schlaf, eine Beratung zu regionalen Medienstrategien, personalisierte Werbematerialien und individuelle PR-Beiträge. Jeder Händler erhält für sein Dormiente-Center eine eigene Internet-Adresse, beispielsweise dormiente-center-hamburg.com, mit einer SEO-optimierten Landingpage auf der dormiente.com-Website. Zudem übernehmen wir die Gestaltung regionaler Facebook-Werbung, organisieren Beratertage durch unseren Außendienst und vieles mehr. Mit entscheidend für den Erfolg der Center ist, dass Dormiente die Kosten für die Gestaltung der Fläche komplett übernimmt. Und schließlich gibt es auch eine großzügige Rabattstaffel für die Ausstellung. Das innovative Dormiente-Center-Konzept und unsere Handelspartner, die es bereits erfolgreich umsetzen, sind ein wichtiger Grund dafür sind, dass es uns gelingt, der aktuell konsumschwachen Zeit zum Trotz ein erfreuliches Wachstum zu verzeichnen.

Haustex: Die Verkauf nachhaltiger Produkte erfordert kompetente Beratung. Wie unterstützt Dormiente den Fachhandel hier?

Dr. Plänker: Es ist ganz wichtig, dass der Handel sich nicht nur ein grünes Mäntelchen umhängt oder eine grüne Ecke gestaltet. Er muss adäquates Personal dafür begeistern können, nachhaltige Produkte zu verkaufen. Dabei sind wir gerne behilflich. Wir bieten Schulungen an, entweder hier bei uns im Haus oder durch unseren Außendienst vor Ort, der bei Bedarf auch gerne für mehrere Termine vorbeikommt.

Haustex: Welches Potenzial Sehen Sie für die Verbreitung der Dormiente-Center?

Dr. Plänker: Deutschland bietet mit über 84 Millionen Einwohnern ein enormes Potenzial für grüne Produkte. Bei der Expansion der Dormiente-Center achten wir natürlich darauf, dass wir sie nicht an jeder Ecke platzieren. Die Kaufkraft einer Region und die Vermeidung von Überlagerungen sind wichtige Faktoren bei der Auswahl neuer Standorte. Die Center sollen regionale Stützpunkte sein. Wichtig dabei ist übrigens, dass es sich nicht um ein Franchising handelt, der Inhaber bleibt der Herr im eigenen Haus. Unsere einzige Bedingung ist, dass 80 Prozent der Center-Fläche Dormiente-Produkten gewidmet werden, während 20 Prozent anderen, allerdings nicht konkurrierenden Produkten vorbehalten sind.


Haustex: Die Basis aller Dormiente-Konzepte ist die konsequente Verarbeitung von Naturmaterialien. Seit 2019 setzen Sie verstärkt auf Seegras, Hanf und Zirbe, um die Naturlatexmatratzen im Kern zu verstärken. Wie sind dieses Matratzen aufgebaut und welche besonderen Eigenschaften haben sie?

Dr. Plänker: Ich habe 2017 begonnen, mich intensiver mit Seegras und Hanf zu beschäftigt, Materialien aus der Natur, die früher häufig für Matratzen verwendet wurden. Im Zusammenhang mit Seegrasmatratzen fiel mir vor allem auf, dass es keine Berichte über Hausstauballergien gab. Der Grund dafür ist der hohe Kieselsäuregehalt des Seegrases. Beispielsweise haben Bauern Kieselsäure früher gern genutzt, um Vogelmilben aus dem Hühnerstall zu vertreiben. Demnach meidet auch die Hausstaubmilbe den Kontakt mit Kieselsäure und gerade im Hinblick auf die große Zahl der Allergiker es macht es Sinn, eine komfortable Latexmatratze mit einem Kern aus Seegras zu produzieren.

Haustex: Hat Hanf ähnlich gesunde Vorteile?

Dr. Plänker: Ja, unbedingt. Hanf nutzen wir aufgrund seiner positiven Eigenschaften nicht nur als Matratzenkern, sondern auch für unsere patentierten Matratzenbezüge, die sogar bei 60 Grad waschbar sind. Vor allem die antibakterielle Wirkung der reinen Naturfaser verbessert die Hygiene im Bett deutlich. Sehr beliebt ist auch unsere Hanf-Bettwäsche. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass Hanf die textile Faser der Zukunft ist. Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: Hanf wächst überall, braucht keine Pestizide und im Gegensatz zur ressourcenintensiven Baumwolle nur wenig Wasser. Gründe genug für Dormiente, sich dafür einzusetzen, dass auch in Deutschland künftig mehr Hanf angebaut und verarbeitet wird. Nur so können wir auf Dauer die Abhängigkeit von ausländischen Spinnereien verringern, die Verfügbarkeit erhöhen und die Kosten senken.

Haustex: Seit einiger Zeit hat Dormiente auch die Zirbe mit ins Portfolio aufgenommen.

Dr. Plänker: Für die Verwendung von Zirbenholz haben wir uns entschieden, weil es nachweislich beruhigend wirkt und somit schlaffördernd ist. Wie verarbeiten es als Matratzenkern, aber auch in Kopfkissen oder als Lattenroste und Betten.

Haustex: Sind weitere Produktneuheiten in Planung?

Dr. Plänker: Ja, wir forschen und entwickeln permanent. Demnächst bringen wir beispielsweise eine Bettwäsche aus 100 Prozent Bambus heraus und dazu Bettwäsche aus einer ganz feinen mercerisierten Baumwolle. Damit haben wir im Segment Bettwäsche dann schon eine Auswahl bestehend aus Baumwolle, Bambus und Hanf. Insgesamt ist Dormiente mit dieser Vielfalt wohl der einzige Hersteller, der im Bereich Green Bedding ein komplettes Produktportfolio abbildet, von Matratzen über Kopfkissen, Bettdecken und Lattenroste bis hin zu Polsterbetten. Sogar Polsterbetten in Boxspringoptik produzieren wir – selbstverständlich ohne Drahtfedern, sondern stattdessen mit einer natürlichen Alternative aus Naturlatex und Kokoswolle. Diese Produktvielfalt sorgt dafür, dass wir für den Fachhandel immer interessanter werden und dass das Dormiente-Center-Konzept sich auch als Stand-Alone-Lösung umsetzen lässt.

Haustex: Den Erfolg von Dormiente macht aber nicht nur die breite Produktpalette aus, sondern vor allem der Fokus auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Sie gehen sogar so weit zu sagen, dass die Naturmaterialien, die sie verwenden, helfen können, die Klimabilanz zu verbessern. Wie kann das funktionieren?

Dr. Plänker: Die Werbeaussage lautet: Im Schlaf das Klima retten. Das erkläre ich natürlich gern. Alle reden ja heute von CO2. Vielen ist aber gar nicht bewusst, dass die Verwendung von Naturmaterialien in Produkten dazu beiträgt, CO2 aus der Atmosphäre zu binden. Dies geschieht durch den Prozess der Photosynthese, bei dem Pflanzen CO2 aus der Luft aufnehmen und unter Verwendung von Lichtenergie in Biomasse umwandeln, die wiederum in Produkte integriert werden kann. Beispielsweise wird so in Matratzen aus Naturlatex CO2 aus der Luft gebunden. Eine durchschnittliche Latexmatratze mit einem Raumgewicht von 75 kann etwa 80 Kilogramm CO2 speichern. Menschen, die auf solchen Naturprodukten schlafen, tragen demnach aktiv zur Reduzierung von CO2 in der Atmosphäre bei, da das gebundene CO2 über Jahre hinweg gespeichert wird. Das Prinzip gilt natürlich auch für andere Naturprodukte wie Massivholzbetten. Und selbst dann, wenn diese Produkte entsorgt und verbrannt werden, wird dabei nur so viel CO2 freigesetzt, wie sie zuvor gebunden haben. Das macht sie über Jahrzehnte hinweg CO2-neutral.

Haustex: Neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit steht Dormiente auch für die Themen Gesundheit und Ergonomie.

Dr. Plänker: Genau. Ein besonderes Highlight ist hier unsere maßgeschneiderte Naturlatexmatratze „Personal Fits“. Naturlatex zeichnet sich durch seine außergewöhnliche Punktelastizität aus, die von den Kennlinien der LGH bestätigt wird. Die Matratze wurde entwickelt, um die natürlichen Eigenschaften des Materials zu optimieren und zu personalisieren. Ihre Entwicklung begann in der Zusammenarbeit mit Spitzensportlern aus der Leichtathletik, für deren gesunden Schlaf ich als Coach engagiert wurde. Im Fokus standen neben dem Bettklima vor allem die ergonomischen Anforderungen, da die Muskulatur nach intensivem Training in der Nacht optimal regenerieren muss. Der Komfort, den Standardmatratzen hier bieten, reicht für die ausgeprägten Körperkonturen von Leistungssportlern in der Regel nicht aus. Die ersten Personal Fits-Matratzen haben wir den Zweierbob-Olympiasiegerinnen von 2022, Laura Nolte und Deborah Levi, sozusagen auf den Leib geschneidert.

Haustex: Ist das Matratzen-Konzept Personal Fits auch für den Fachhandel geeignet?

Dr. Plänker: Ja, auf jeden Fall. Es geht ja darum, individuelle Komfortlösungen für die verschiedensten Körperformen zu bieten. Damit ist ein Bettenfachhändler tagtäglich konfrontiert. Neben der Breite, der Länge und dem Härtegrad wird die Personal Fits bereits beim Probeliegen im Geschäft präzise auf die Körperkontur und die bevorzugte Liegeposition abgestimmt. Je nachdem, wie tief der Kunde durch Form oder Gewicht in den Kern einsinken soll, werden dabei an den entsprechenden Stellen Naturlatex-Füllrollen entnommen, um etwa die Einsinktiefe im Schulter- oder Beckenbereich optimal einzustellen. Anhand dieser Konfiguration wird dann in unserem Werk in Heuchelheim jede Matratze per Hand gefertigt.

Haustex: Wie hat sich die Personal Fits bis heute im Fachhandel etabliert?

Dr. Plänker: Wer damit arbeitet, ist erfolgreich, vielen war das Konzept bislang aber noch ein bisschen zu kompliziert. Da haben wir nun mit einer Personal Fits-App Abhilfe geschaffen. Der Händler nutzt ganz einfach sein iPhone, um den Körper des Kunden zu scannen und die App bietet direkt einen Vorschlag für die individuelle Einstellung der Matratze an. Ich bin sicher, dass diese Entwicklung den Zugriff auf das Produkt vergrößern wird. Für den Händler ist es eine überschaubare Investition für einen maximalen Erfolg in der Beratung, und der Endverbraucher kann das Konzept leicht nachvollziehen.

Haustex: Eine weitere innovative Entwicklung im Gesundheitsbereich ist die Erweiterung des Dormiente-Sortiments um eine Yoga-Kollektion. Wie ist die Idee dazu entstanden und wie sieht die Kollektion aus?

Dr. Plänker: Immer mehr Menschen legen großen Wert auf ihre Gesundheit und Fitness. Als Unternehmen haben wir erkannt, dass wir dazu beitragen können, indem wir auch Produkte im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden anbieten. Aus diesem Grund haben wir das Segment Dormiente Sports ins Leben gerufen, mit Yoga-Produkten als erstem Schritt. Unsere Yogamatte aus 100 Prozent Naturlatex haben wir an 200 Yogaschulen geschickt, um sie bewerten zu lassen. Die Rückmeldungen waren hervorragend. Sukzessive erweitern wir das Angebot nun um weitere Produkte, etwa eine Yoga-Rolle und ein Sitzkissen.

Haustex: Gibt es weitere Zusatzsortimente?

Dr. Plänker: Ja, mit Dormiente Travel bieten wir speziell entwickelte Matratzen für Reisemobile oder Camper an. Das Konzept lief vor drei Jahren zunächst schleppend an, hat mittlerweile aber enorm an Dynamik gewonnen. In der Erweiterung unseres Sortiments sehen wir die Möglichkeit, zusätzliche Umsätze zu generieren und neue Zielgruppen zu erschließen, ohne die traditionellen Kunden zu verlieren. Wir ergänzen auf diesem Weg auch das Angebot des Fachhandels und bringen ihm neue, umweltbewusste Käuferschichten, die zuvor möglicherweise nicht dort eingekauft hätten.

Haustex: Aktuell zeichnet sich das Verhalten der Kunden ja bekanntermaßen eher durch Zurückhaltung aus. Wie begegnen Sie dieser Situation?

Dr. Plänker: Indem wir innovativ bleiben und neue Zielgruppen anzusprechen. Gekauft wird immer. Was uns auch hilft ist, dass es ja nach wie vor kaufkräftige Einkommensgruppen gibt. Bei unseren hochwertigsten Produkten wie der Deluxe-Serie oder den Personal Fits-Matratzen sehen wir beispielsweise keinen Einbruch. Faktoren wie die Inflation oder die allgemeine Verunsicherung treffen eher die Käuferschicht im preiswerteren Segment. Ganz abgesehen davon bin ich davon überzeugt, dass die Kaufzurückhaltung sich 2024 auflösen wird.

Haustex: Sie sehen Dormiente demnach aktuell gut aufgestellt und blicken optimistisch in die Zukunft?

Dr. Plänker: Absolut. Ich sehe nach wie vor großes Wachstumspotenzial für Dormiente, da die Welt sich zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit bewegt. Politik und Wirtschaft fördern diese Entwicklung, und junge Käufer zeigen ein zunehmendes Interesse an grünen Produkten. Sogar Studenten investieren bewusst in nachhaltige Artikel und sind bereit, mehr Geld dafür auszugeben. Dieser Trend zeigt uns, dass wir mit unserer Linie, grüne Produkte und Konzepte zu entwickeln, auf dem richtigen Weg sind.



Dormiente in Kürze:
Dormiente GmbH
Auf der langen Furth 14-16
35452 Heuchelheim
Tel.: 0641 / 96213-0
E-Mail: info@dormiente.com
Geschäftsführer: Dr. Rüdiger Plänker
Produkte: Naturmatratzen und Topper, Unterfederungen, Bettwaren, Polsterbetten, Betten in Boxspring-Optik, Schlafsofas, Massivholzbetten, Kommoden und Beistelltische


mögliche Zitate:

„Dormiente ist wohl der einzige Hersteller, der im Bereich Green Bedding ein komplettes Produktportfolio abbildet.“

„Ich bin davon überzeugt, dass Hanf die textile Faser der Zukunft ist.“

„Wir bringen dem Fachhandels neue, umweltbewusste Käuferschichten.“

„Der Bettenfachhandel braucht dringend grüne Konzepte.“

„Menschen, die auf Naturprodukten schlafen, tragen aktiv zur Reduzierung von CO2 in der Atmosphäre bei.“

„Bei der Personal Fits geht es darum, individuelle Komfortlösungen für die verschiedensten Körperformen zu bieten.“