Haustex - 6/21
Thomas Fehr, ABK: „Wir alle brauchen diese Messe“
Haustex: Herr Fehr, die ABK Open findet Ende Juni wieder als Präsenzveranstaltung statt: Wie schwierig war es, diese Entscheidung zu treffen ?
Thomas Fehr: Der Weg dahin war sicher nicht leicht, aber er war von Beginn an für alle Beteiligten transparent. Begonnen hat die Diskussion bereits im Anfang März, als wir alle Aussteller aus 2019 gefragt haben, ob sie Interesse hätten, unter Corona-Bedingungen an einer Veranstaltung im Juni teilzunehmen. Von den rund 100 Lieferanten, die wir sonst immer hatten, haben uns damals 25 abgesagt, die sich das nicht vorstellen konnten. Teilweise waren das sicher Bauchentscheidungen, teilweise durften sie aber auch gar nicht reisen, wie etwa die Lieferanten aus der Schweiz.
Haustex: Trotzdem haben Sie nicht locker gelassen...
Fehr: Wir alle brauchen diese Messe, um nach zwei Jahren die Produkte und Neuheiten, die wir anbieten, endlich auch einmal zeigen zu können. Wir haben uns daher weiter die Entwicklung angeschaut und gesagt, dass wir so lange wie möglich mit einer endgültigen Entscheidung warten, ob die Messe Ende Juni stattfindet, oder ob wir sie in den September verschieben. Der letztmögliche Termin war Mitte Mai, sonst wären die Kosten bei einer Absage aus dem Ruder gelaufen. Wir hatten zuvor auch schon bei unseren Anschlusshäusern gefragt, und da gab es keine zwei Meinungen: Sie wollten unbedingt eine Messe Ende Juni, denn auch sie brauchen den Termin, um ihre Kollektionsentscheidungen zu treffen und ihre Sortimente festzulegen.
Haustex: Dennoch war die Ausgangslage lange Zeit sehr ungewiss. Was hat jetzt den Ausschlag gegeben, die Messe Ende Juni stattfinden zu lassen ?
Fehr: Es waren vor allem die modischen Lieferanten, die den Ausschlag gegeben haben. Für sie wäre ein Termin im September äußerst ungünstig gewesen, sie drängten vehement darauf, die Messe am angestammten Termin durchzuführen. Wir haben dann alle 75 Lieferanten in einer Video-Konferenz befragt, was sie wollen. Dabei hat sich eine Mehrheit für den Termin vom 29. Juni bis 1. Juli ausgesprochen. Aber auch die anderen, die lieber verschoben hätten, haben sich anschließend fast alle bereiterklärt, an diesem Termin dabei zu sein.
Haustex: Wer ist jetzt mit im Boot ?
Fehr: Es sind 69 Lieferanten und sieben Dienstleister dabei. Man muss auch sagen, dass die wenigen, die jetzt noch abgesprungen sind, eher zu den Ergänzungslieferanten zählen. Sehr weh getan hätte uns, wenn Hauptlieferanten wie Bassetti, Elegante oder Cawö abgesagt hätten, die ja erheblich zur Attraktivität der Messe beitragen. Dann hätten wir die ABK Open 2021 in Gänze abgesagt. Genau diese Lieferanten stehen aber voll hinter unserem Konzept.
Haustex: Welche Voraussetzungen gelten für die Durchführung der Messe ?
Fehr: Als wir die Entscheidung getroffen haben, war gerade die neue Corona-Schutzverordnung in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht worden, in der es heißt, dass eine Messe nur bei stabilen Inzidenzwerten unter 50 stattfinden darf. Die mittlerweile geltende Verordnung sagt bereits, dass Messen in NRW unter den gleichen Bedingungen auch bei Inzidenzen bis zu 100 stattfinden dürfen. Wenn das zum Zeitpunkt unserer Entscheidung bereits klar gewesen wäre, hätten sich sicher noch mehr Aussteller die Teilnahme vorstellen können.
Haustex: Sollten die Inzidenzzahlen wider Erwarten in die Höhe schießen – gibt es einen Plan B – und wie sieht der aus ?
Fehr: Nein, es gibt keinen Plan B. Der September-Termin ist definitiv vom Tisch.
Haustex: Wie ist die Stimmung unter Ihren Ausstellern ?
Fehr: Es gibt diejenigen, der sehr euphorisch sind und sagen: Die Leute lechzen nach Begegnungen und einer Messe, sie wollen die Ware physisch erleben. Und es gibt diejenigen, die da deutlich skeptischer sind. Ich persönlich glaube, dass sich die Stimmung mit dem Sinken der Zahlen kontinuierlich verbessert. Die Menschen wollen nach draußen, sie akzeptieren auch die Schnelltests. Von daher bin ich fest davon überzeugt, dass die Händler in großer Zahl zur ABK Open kommen werden.
Haustex: Und wie ist es bei Ihnen ? Einerseits freuen Sie sich sicher auf die Veranstaltung, andererseits geht damit eine große Verantwortung einher.
Fehr: Das ist etwas ambivalent. Wahrscheinlich könnte ich ruhiger schlafen, wenn wir abgesagt hätten. Wir sprechen momentan über Themen, die zu einer Messe eigentlich nicht dazu gehören: die Organisation von Eingangskontrollen, die Bereitstellung und Durchführung von Schnelltests, die Frage, wie kommen die Besucher sicher aufs Gelände und wieder weg. Der Aufwand, den wir jetzt betreiben, ist enorm, und wir werden am Ende mit einigen Einschränkungen leben müssen. Aber es gibt die Vorgaben der Corona-Schutzverordnung – die kann man gut oder schlecht finden, aber man muss sie erfüllen. Das werden wir tun und versuchen, das Beste daraus zu machen. In den letzten Jahren war die Messe organisatorisch fast ein Selbstläufer, das ist diesmal ganz anders.
Haustex: Ganz praktisch gefragt: Worauf müssen sich die Besucher einstellen, wenn sie die Messe besuchen ?
Fehr: Am besten ist es, wenn die Besucher ein negatives Testergebnis mitbringen, sofern sie nicht vollständig geimpft oder genesen sind. Wir werden zwar vor Ort ein Testzentrum haben, aber man muss natürlich auf das Ergebnis warten, bevor man eingelassen wird. Daher sollten sich möglichst alle vorher testen lassen, ein solcher Test ist 48 Stunden gültig. Es dürfte im Regelfall reichen, wenn man den vor der Anreise macht. Es wird eine Eingangsschleuse geben, an der die Besucher gefragt werden, ob sie geimpft beziehungsweise genesen sind oder einen Test vorweisen können.
Haustex: Was gilt in den Hallen ?
Fehr: Es besteht nach dem jetzigen Stand der Dinge Maskenpflicht, und selbstverständlich müssen die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden.
Haustex: Wie wird das Catering organisiert ?
Fehr: Wir werden wie üblich ein Catering anbieten, der Messebesucher muss nicht auf die beliebte Bratwurst verzichten, das Essen muss aber an einem Sitzplatz eingenommen werden. Die Plätze werden entsprechend zugewiesen. Hier werden wir Essens-Zeitfenster anbieten, die man vor Ort buchen kann. Auf die Abendveranstaltung müssen wir schweren Herzens verzichten. Es ergibt aktuell auch keinen Sinn, wenn man fest an seinen Platz gebunden ist und nicht wechseln kann. Sollten sich die Corona-Bedingungen noch ändern, werden wir hier spontan reagieren, aber mit Stand Anfang Juni sind das die Einschränkungen, mit denen wir in diesem Jahr werden leben müssen.
Haustex: Welches Angebot erwartet die Besucher der ABK Open in diesem Jahr ?
Fehr: Wir bieten im Großen und Ganzen die gleiche Struktur wie in den vergangenen Jahren. Der Schwerpunkt liegt in den modischen Sortimenten. Dadurch, dass wir insgesamt weniger Aussteller haben, steht auch wesentlich mehr Fläche zur Verfügung. Es wird also breitere Gänge und relativ große Stände namhafter Lieferanten geben, die mit großzügigen Flächenkonzepten arbeiten, was mich sehr freut. Das wird einen anderen Look bringen und vielleicht auch etwas frischen Wind.
Haustex: Ist denn abseits der Saisonware mit vielen Neuheiten zu rechnen ?
Fehr: Jeder Lieferant brennt darauf, die aktuellen Kollektionen der letzten beiden Jahre zu zeigen, bei Matratzen und Bettwaren gilt das auf jeden Fall. Und bei den modischen Sortimenten dürfte das Bedürfnis groß sein, die Kollektionen komplett zu zeigen und nicht nur vor dem Bildschirm.
Haustex: Es fällt jedenfalls positiv auf, dass aus dem Matratzenbereich wieder viele Aussteller dabei sind.
Fehr: Das ist richtig. Und wenn man sich anschaut, was Lieferanten wie Rummel oder Werkmeister aktuell an Neuheiten auf den Markt gebracht haben und bringen, ist auch klar, dass sie das irgendwann auch zeigen wollen. So wie die beiden genannten Unternehmen gibt es viele Lieferanten, die froh sind, auf unsere Plattform setzen zu können. Bei denen gab es auch nie eine Diskussion um den Termin. Da waren die modischen Anbieter etwas zurückhaltender, aber man muss ehrlicherweise sagen, dass in den letzten Monaten mit geschlossenen Länden auch nur wenig Bettwäsche verkauft wurde. Die Händler sitzen teilweise noch auf Bergen von Ware. Den Lieferanten ist klar, dass sie vielleicht nicht so viel Neues verkaufen werden. Trotzdem war es ihnen wichtig, sich entsprechend zu zeigen.
Haustex: Haben Sie ein Gefühl dafür, wie groß das Interesse besucherseitig sein wird ?
Fehr: Das ist schwer zu sagen. Wir haben die Messe auf drei Tage erweitert, denn wir dürfen coronabedingt maximal 780 Personen gleichzeitig auf die Fläche bringen, Aussteller mitgezählt. Das bedeutet, dass wir jeden Tag eine Kapazität von etwa 500 Besuchern haben. Für uns wäre es schon ein Erfolg, wenn wir an jedem Tag einige hundert Gäste hätten. Oder anders gesagt: Wenn wir insgesamt auf 1.000 Besucherinnen und Besucher kämen, wäre das schon sehr erfolgreich. Aber es ist uns und unseren Lieferanten bewusst, dass das keine Messe wie in normalen Zeiten wird.
Haustex: Was erwartet die Besucher bei der ABK-Präsentation ?
Lisa Brokbals: Unsere Präsentation wird in diesem Jahr deutlich cleaner und aufgeräumter sein als in den Vorjahren, außerdem sehr transparent. Wir haben uns bereits im letzten Jahr intensiv mit der Innenarchitektin Susanne Höhn über unsere Bettwaren-Präsentationen ausgetauscht und werden einen Vorschlag für eine fach- und kompetenzgetragene Präsentation im Handel zeigen.
Haustex: Was heißt das konkret ?
Brokbals: Wir haben unser komplettes Funktionsfasersortiment einem Trading-Up unterzogen und sowohl inhaltlich als auch argumentativ neu aufgestellt. Unser Aushängeschild ist aber sicher unser neues Daunendeckensortiment, das wir erstmals breit präsentieren. Es ist mit hoher Tierwohl-Orientierung und deutscher Provenienz in der Rohware angelegt. Wir haben uns vor Ort selbst von der artgerechten Tierhaltung überzeugen können und die Gelegenheit genutzt, um reichlich Rohmaterial für Werbezwecke, insbesondere Postings für Social-Media-Auftritte der Händler, zu generieren.
Haustex: Wie sieht es im Bereich der Schlafsysteme aus ?
Brokbals: Unsere auf das Boxspringprogramm zugeschnittene, mehrschichtig gebaute Taschenfederkernmatratze hatte einen außergewöhnlichen Erfolg im letzten Jahr. Sie wird daher um eine noch hochwertigere Alternative ergänzt. Die Grundeigenschaften wurden beibehalten und verfeinert beziehungsweise ausgebaut. Damit wollen wir eine Brücke schlagen zu den hochwertigsten traditionellen Premiumlieferanten am Markt.
Haustex: Wie wollen Sie das erreichen ?
Brokbals: Das besondere Highlight ist der mehrschichtige Aufbau mit 3 verschiedenen Taschenfederkernen und einer Pulse-Latex Abdeckung auf der Liegefläche. Diese Matratze gibt es mit vier verschiedenen Bezügen, drei davon sind austauschbar, so dass wir zum Beispiel für den Sommer ein besonderes Argument mit der Belüftung anbieten können, oder eine Austauschplatte mit Schafschurwolle für kuschelig-warme Nächte im Winter. Dazu kommt eine traditionell geheftete Drellvariante der Matratze.
Haustex: Welche weiteren Neuerungen werden Sie präsentieren ?
Brokbals: Wir haben unseren Anpass-System-Rahmen 600 R um eine zusätzliche Beckenabsenkung erweitert und bieten so einen noch umfangreicheren individualisierbaren Komfort für eine kompetenzgeprägte Beratung durch den Fachhändler. Wir reden bewusst nicht vom Anmessen, sondern vom Anpassen: Ausgehend von Empfehlungen mit grundsätzlicher Gültigkeit kommt hier die Erfahrung und Kompetenz des Fachhändlers zum Tragen, indem er hier individuelle, auf den Kunden zugeschnittene Anpassungen vornimmt, die innerhalb eines rigideren Anmess-Systems so vielleicht nicht berücksichtigt würden.
Haustex: Ist das zukunftssichere Schlafen ein Thema für den Verband ?
Brokbals: Ja, und ein weiteres, wesentliches Kernthema unseres Messeauftritts ist unser Royal-Dream-Care-Programm, mit dem wir das Thema Komfort- und Pflegebett aufgreifen, das wir gemeinsam mit der Firma Rummel umsetzen. Damit bieten wir eine wertige, ergonomische und vor allem auch zeitgerechte Lösung an, mit vielen, teilweise exklusiven Gestaltungsmöglichkeiten. An dieser Stelle auch sehr interessant ist unsere exklusive Matratze Care M mit 4 Zentimeter klimaregulierendem 3D-Mesh, die eine hervorragende Rückfederung und Druckverteilung gewährleistet.
Haustex: Wie sieht es im Bereich der Polsterbetten aus ?
Brokbals: Unser Polsterbetten-Sortiment wurde einem kleinen Facelift unterzogen und hat neben einer neuen, modischen Optik noch ein weiteres Argument in Richtung Nachhaltigkeit: Der Polsterbezug ist komplett abnehm- beziehungsweise austauschbar. Es muss also nicht mehr das ganze Bett entsorgt werden, wenn der Bezug im Laufe der Nutzung irgendwann an optischer Qualität verloren hat.
Fehr: Natürlich legen wir großen Wert darauf, dass die Produkte für unsere Häuser gut vermarktbar sind. Deshalb werden wir den Händlern das gesamte Infomaterial, Bilder, kurze Clips und Filme für die Social-Media-Kanäle vorbereiten und den Häusern zur Verfügung stellen. Zu jedem Produkt gibt es ein digitales Paket dazu, bis hin zu Vorschlägen zu Posts sowie die Einbindung in die eigene Homepage.
Brokbals: Wir möchten die Händler aktiv im Bereich Social-Media-Vermarktung unterstützen. Derzeit bereiten wir Kurzfilme und aussagekräftiges Bildmaterial aus Produktionen mit dem Ziel vor, die Nutzer auf unterhaltsame Weise zu informieren, emotional zu erreichen, aber auch für Aufwand und Wertigkeit hinter den Fachhandelsprodukten unserer Lieferanten zu sensibilisieren. Wir planen, unseren Händlern eine Plattform sowohl für Rohmaterial, fertigen Content der Lieferanten, Planung von Posting-Kampagnen und andere Ideen an die Hand zu geben.
Haustex: Wie funktioniert denn die Kommunikation mit den Händlern in Zeiten der Kontaktbeschränkungen ?
Brokbals: Wir haben schon im Dezember unseren Händlern kostenlose Online-Seminare zum den Themen SEO, Social-Media-Werbung, Webshop-Pflege, zur Einbindung des Onlineshops in Verkaufsaktivitäten und so weiter angeboten. Das haben wir in diesem Jahr zu Innovationsmeetings mit unseren wichtigsten Lieferanten ausgebaut. Diese Online-Seminare werden auch jetzt nach der Öffnung permanent weiterentwickelt und insbesondere mit Fokus auf Social Media wieder ausgebaut.
Fehr: Das Thema Social Media wird ein Kernthema auf der ABK Open sein. Wir wollen den Händlern das Erzeugen des Grundrauschens in den Social-Media-Kanälen ein Stück weit abnehmen und für ein regelmäßiges Generieren von Inhalten auf den entsprechenden Kanälen sorgen. Das gelingt aber nur, wenn auch der Händler eigeninitiativ seine eigenen Posts zusteuert und seine Persönlichkeit hier einbringt. Es muss die Handschrift des jeweiligen Hauses erkennbar sein. Wir werden auf der Messe eine Plattform vorstellen, die wir aber nur dann anschaffen, wenn die Händler sie auch annehmen.
Haustex: Seit geraumer Zeit ist Ihr Boxspring-Konfigurator im Einsatz. Wie ist die Resonanz ?
Brokbals: Der Konfigurator findet bei allen Fachhandelspartnern zunehmend breite Akzeptanz, so dass wir auch weiterhin in den Ausbau des Systems investieren. Alle Sortimente sind im Konfigurator enthalten und werden stets aktualisiert. Für neue Programme ist die Integration in den Konfigurator selbstverständlich geworden, und die Weiterentwicklung des Systems und der Funktionen sind in Planung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Auch weniger erfahrene Verkäufer kommen leichter und sicherer zu Abschlüssen, es gibt eine absolute Sicherheit bei der Preisfindung, und Zusatzinformationen, die in den Preislisten keinen Platz finden, können hier punktgenau angeboten werden. Die Papier-Preislisten können die Vorteile eines Konfigurators nicht annähernd aufwiegen.
Fehr: Der Konfigurator hat sehr vielen Händlern geholfen, auch in der Corona-Zeit Boxspringbetten über diese Plattform zu verkaufen. Das hat seine Alltagstauglichkeit gezeigt und das Spektrum der Händler erweitert, was uns wiederum hilft, ein Thema wie den Online-Shop bei den Händlern zu platzieren. Das war aus der Not des Lockdowns geboren, jetzt gilt es aber, bei geöffneten Läden, das Thema weiter auszubauen.
Brokbals: Eine Konfigurator-Präsentation wird vom Endkunden heutzutage nahezu erwartet. Und die Erfahrung der vergangenen Monate zeigt, dass es funktioniert. Natürlich haben wir nicht ganz das Bestellniveau über den Konfigurator wie vor Corona. Aber die Bestellungen sind auch nicht abgerissen, nur weil die Geschäfte geschlossen waren. Wir haben in diesem Jahr schon einiges an Boxspring-Bestellungen gehabt.
Haustex: Das heißt, dass der Konfigurator auch vom Endkunden daheim bedient werden kann ?
Brokbals: Die Nutzer des Digitalen POS haben die Möglichkeit, eine auf sie gebrandete Online-Variante des Konfigurators, allerdings bewusst ohne Bestellfunktion, auf Ihrer Homepage einzubinden. Dazu gehört auch ein umfassender Boxspring-Guide für den Endkunden. Der Konfigurator ist sehr benutzerfreundlich angelegt und führt recht intuitiv durch die Konfiguration. Es gibt zusätzlich ein kurzes YouTube-Tutorial, das bei jedem Webkonfigurator verlinkt werden kann.
Haustex: Sie haben den Online-Shop erwähnt. Ganz neu ist das Thema aber nicht, oder ?
Dirk Heumann: Das Gedankenspiel dazu gab es schon vorher, aber wir haben das Thema mit Corona entsprechend forciert.
Haustex: Wie wurde das von den Händlern aufgenommen ?
Heumann: Wir haben aktuell 15 Shops live, fünf sind in Vorbereitung. Das Thema wird mal mit mehr, mal mit weniger Nachdruck angegangen. Das hängt auch immer von den jeweiligen Ressourcen ab. Der Erfolg ist aber sofort sichtbar, wenn die wöchentlichen Bestellungen eintreffen oder Kunden anrufen und fragen, ob ein Produkt, das sie im Shop gesehen haben, auch in anderen Farben oder Größen erhältlich ist. Auch so finden zusätzliche Verkäufe statt.
Haustex: Viele Händler haben trotzdem Angst vor dem technischen und logistischen Aufwand eines eigenen Shops. Was ist Ihr Angebot an dieser Stelle ?
Heumann: Dass wir ihnen genau diese Sorgen nehmen können. Bei Technik und Aufbau des Shops sind wir in der Pflicht, da nehmen wir als Dienstleister den Händlern die Arbeit weitgehend ab. Die Händler haben gleichzeitig die Möglichkeit, über ihren Backend-Zugang eigene Produkte in den Shop einzustellen, was mittlerweile auch schon rege genutzt wird.
Fehr: Wir müssen hier die Eigeninitiative der Händler einfordern und ihnen gleichzeitig die Angst vor der Technik nehmen. So, wie sie als Inhaber für den Sortimentsaufbau und die Präsentation in ihren Geschäften verantwortlich sind, müssen sie sich auch um den Online-Shop kümmern. Man benötigt dafür keine besondere Technik-Affinität, aber eine Strategie.
Haustex: Wie kann die aussehen ?
Fehr: Man muss den Online-Shop als einen ernst zu nehmenden Vertriebskanal begreifen und sich mit der Sortimentierung und der Präsentation auseinandersetzen. Sonst entsteht keine Dynamik und kein Volumen. Wer sich aktiv damit beschäftigt, auch mal eine Aktion über den Shop fährt oder ein Sonderangebot einsetzt, das sich möglicherweise auch vom stationären Angebot unterscheidet, der bekommt Traffic auf die Seite und spürt, wie der Endverbraucher das Angebot wahrnimmt.
Haustex: Wie erleben Sie die Händler ? Hat ihnen Corona die Scheu vor diesem Thema genommen ?
Heumann: Wer hier den ersten Schritt getan hat, wird die Möglichkeiten nicht mehr missen wollen und sieht auch, was es für die Außendarstellung und die Sichtbarkeit bringt. Man muss sich die Zeit dafür nehmen und kontinuierlich dranbleiben. Das ist aber bei einer Homepage ohne Shop nicht anders.
Fehr: Es gibt von Herrn Heumann extrem viel Unterstützung in Form von Tutorials und Videokonferenzen, wo er den Händlern zeigt, was sie tun müssen. Ergänzend haben wir mehrere „Frühstücksseminare“ mit Best-Practice-Beispielen von Händlern durchgeführt, die hier schon etwas weiter sind und ihre Erfahrungen an die Kollegen weitergeben. Dieses gegenseitige Lernen werden wir auch nach Corona beibehalten.
Haustex: Zumal sich in der Pandemie ja auch die Kundenerwartung und das Einkaufsverhalten geändert haben...
Fehr: Ja, aber mit zunehmender Dauer des Online-Einkaufens im Lockdown ist auch die Sehnsucht gewachsen, wieder physisch vor Ort in einem Geschäft einzukaufen. Ich sehe jetzt schon an den aktuellen Zahlen, dass wir gar nicht so weit hinterherlaufen im Vergleich zum Vorjahr. Mir ist um das Jahr 2021 insgesamt nicht bange. Ich glaube, wenn es jetzt stabil bei geöffneten Läden bleibt, werden wir in diesem Jahr kein negatives Ergebnis schreiben, trotz mehrerer Monate geschlossener Läden. Mittlerweile sind unsere Händler sehr geübt im Umgang mit ständig wechselnden Bedingungen. Das gibt mir Zuversicht.
Haustex: Die eigentliche Herausforderung scheinen derzeit ohnehin Lieferzeiten und steigende Preise zu sein.
Fehr: Richtig, das ist das vorherrschende Thema. Aber das gilt flächendeckend, egal in welche Warengruppe man schaut. Es gibt überall eine Produktknappheit, und bei den Rohstoffen steigen die Preise durchgehend, beim Stahl wie bei der Baumwolle oder bei den Schäumen. Dadurch wurden wir gezwungen, einen Großteil unserer Verkaufspreise neu zu kalkulieren. Wir erwarten natürlich auch von unseren Lieferanten, dass, wenn es zu einer Entspannung am Beschaffungsmarkt kommt, sich diese auch wieder auf die Einkaufspreise niederschlägt.
Haustex: Sehen das die Händler auch so ?
Fehr: Ich sehe hier eine gewisse Gelassenheit bei den Händlern. Trotzdem ist das keine schöne Situation, weil auch wir als Verband nicht mehr in der Lage sind, unseren Händlern eine Preisgarantie über einen längeren Zeitraum zu geben. Einkaufspreisstabilität und damit Kalkulationssicherheit sind aber elementare Elemente des unternehmerischen Handels. Deshalb ist es von elementarer Bedeutung für eine vertrauensvolle und stabile Lieferanten-Einkaufsverband-Händler-Beziehung, dass sich hier wieder schnell Verlässlichkeit und Planbarkeit einstellt.