Haustex - 11/24
„Maßgefertigte Produktlösungen sind unsere Stärke“
Haustex: Hartmut Eberle versorgt den gesamten DACH-Markt mit hochwertigen Spannbettlaken und Kissenbezügen. Dass hinter den beliebten Produkten das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Schorndorf steht, ist allerdings gar nicht jedem bekannt...
Silke Rösch: Das stimmt wohl. Obwohl wir mit mit unseren Qualitäten von der Einstiegspreislage bis zum hochwertigen Produkt alles abdecken und unser breiter Kundenstamm vom kleinen spezialisierten Fachhändler bis zu den großen Versendern, Online-Händlern, Verbänden und Objektausstattern reicht, fliegen wir häufig ein bisschen unter dem Radar.
Haustex: Wie erklären Sie sich das?
Silke Rösch: Vor allem durch eine unserer größten Stärken: Unseren Kunden maßgefertigte Produktlösungen in Form von Eigensortimenten zu bieten, die dann natürlich auch ihre eigenen Markennamen tragen. In diesen Bereich haben wir in den vergangenen Jahren stark investiert und werden ihn wohl auch künftig noch weiter ausbauen.
Haustex: Um das alles umsetzen zu können, beschäftigen Sie heute mehr als 150 Mitarbeiter. Dabei haben Sie vor knapp vier Jahrzehnten als klassischer Ein-Mann-Betrieb angefangen...
Silke Rösch: Mein Vater hat das Unternehmen 1987 als Importeur von Heimtextilien gegründet. Das Büro war bei uns zu Hause, als Lager dienten der heimische Keller und eine kleine angemietete Fläche. Heute würde man das ein klassisches StartUp nennen. In den Folgejahren ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen: Heute haben wir an unserem Standort in Schorndorf-Oberberken ein Bürogebäude und Lager mit 4.500 Quadratmetern und eine vollstufige Produktion mit knapp 140 Mitarbeitern allein in Griechenland inklusive Strickerei, Färberei, Konfektion und Verpackung. Hier produzieren wir alles, von umfangreichen NOS-Programmen nach Vorgaben unserer Kunden bis hin zu Einzelanfertigungen in Sondermaßen. Damit bedienen wir eine breiten Kundenstamm, vom Großkunden bis hin zum kleinen Fachhändler.
Haustex: Wie garantieren Sie bei der großen Distanz Ihre Lieferzuverlässigkeit?
Silke Rösch: Wir legen größten Wert auf hohe Servicequalität: Großkunden beliefern wir aus unserem Werk in Griechenland per Direktimport innerhalb von 2 bis 3 Wochen und bieten zudem einen 48-Stunden-Lieferservice aus unserem Warenlager hier in Schorndorf an. Viele unserer Kunden haben ja gar kein eigenes Lager mehr und bestellen nach Bedarf. Tägliche oder wöchentliche Bestellungen für feste Kundensortimente kommissionieren wir.
Haustex: Auf welche besonderen Meilensteine in der Firmengeschichte blicken Sie zurück?
Jürgen Rösch: Da gibt es einige. Die ersten Meilensteine waren sicher der Bau bzw. die Erweiterung unseres Standortes Schorndorf-Oberberken sowie die Gründung unserer Produktion in Griechenland in den 1990er-Jahren. Im Bezug auf unser Sortiment sind wir mit der Einführung neuer hochwertiger Qualitäten wie unser bellana deLuxe 2012 und bellana samtweich 2015 wichtige Schritte von der Masse zur Klasse gegangen. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Bettenring, die seit 2013 besteht, hat uns gezeigt, welches Marktpotenzial sich im mittel- bis hochwertigen Produktsegment für unser Unternehmen bietet.
Haustex: Hartmut Eberle ist bis heute ein Familienunternehmen. Ist das ein Teil des Erfolgsrezepts?
Silke Rösch: Als Familienunternehmen tragen wir große Verantwortung, denn an dem Betrieb hängt nicht nur unser Herz, sondern auch unsere Existenz und die unserer Mitarbeiter. Aus dem Prinzip „Geht nicht, gibt’s nicht“ schöpfen wir unsere Motivation. Natürlich gab es in der Vergangenheit nicht nur gute Zeiten. Aber wir haben auch aus Rückschlägen gelernt und sind stolz darauf, dass Zusammenhalt, Einigkeit und finanzielle Unabhängigkeit heute die starke Basis des Betriebs bilden.
Haustex: Wie kam es zu der Entscheidung, vor 30 Jahren eine eigene Produktion in Griechenland zu starten? Und welche Vorteile haben sich daraus ergeben?
Silke Rösch: Wir wurden damals vermehrt als Lieferant von NOS-Sortimenten gelistet. Nachdem es mit unserem damaligen Partner im griechischen Larissa etwa bei der Einhaltung der Liefertermine oder der Qualitätsstandards zunehmend Schwierigkeiten gab, haben wir nach einer kreativen Lösung gesucht. Am Ende konnten wir den damaligen Betriebsleiter für die Idee gewinnen, gemeinsam mit uns eine eigene Produktion zu gründen. Das war Ende 1994 und nur rund fünf Monate später wurde der Betrieb im neuen Werk aufgenommen. Die Vorteile waren von Anfang an offensichtlich: Wir haben in der Produktion jeden Schritt selbst in der Hand, sind schnell und können flexibel auf Kundenanforderungen eingehen.
Haustex: Wie hat sich der Produktionsstandort in Griechenland im Laufe der Jahre entwickelt?
Silke Rösch: Angefangen haben wir in einer Lagerhalle mit Strickerei und Konfektion. Gefärbt wurde zunächst extern in Thessaloniki. 1997 haben wir dann ein 12-Hektar-Grundstück im neuen Industriegebiet in Larissa gekauft. Dort wurden im ersten Schritt die Verwaltung, die Strickerei und die Konfektion gebaut und der Betrieb im zweiten Schritt um die Färberei erweitert. Begonnen haben wir mit einer Handvoll Großkunden und vier Qualitäten, die Produktion war damals vor allem auf Masse ausgelegt. Bis heute ist eine Vielzahl an Qualitäten, Eigenmarken und Farben dazugekommen. Die Komplexität und Anzahl der Aufträge, die in einer Woche gefertigt werden, hat damit wesentlich zugenommen. Um das zu managen, investieren wir aktuell stark in die IT-Systeme und -Steuerung in Schorndorf und insbesondere in Griechenland.
Haustex: Auf welchen Märkten sind Sie mit dieser breiten Ausrichtung heute aktiv?
Marcel Munz: Hauptabsatzgebiete unserer Produkte sind die DACH-Region sowie einige Länder in Europa. Unsere Kunden sind Einkaufsverbände, Kaufhauskonzerne, Objektausstatter, Fachhändler, Versender und Internethändler. Wir bedienen die klassischen Vertriebsformen mit Verkauf auf der Fläche bzw. im Onlinehandel. Für einige Kunden machen wir auch Dropshipping. In die Zukunft gedacht, lässt unser Marktanteil in den einzelnen Kundensegmenten überall noch Entwicklungspotenzial zu. Erhöhtes Kundeninteresse besteht aus unserer Sicht aktuell beispielsweise für kleinere Sortimente in Eigenmarke.
Haustex: Eine breit gefächerte Kundenstruktur stellt sicher besondere Ansprüche an das Sortiment.
Marcel Munz: Ja, auf jeden Fall. Unser Sortiment hat sich deshalb im Lauf der Zeit stark verändert und vor allem ein signifikantes Upgrade erfahren. Zu einem entscheidenden Umsatztreiber sind besonders unsere eigenen Marken geworden. Mit Produkten wie dem bellana deLuxe und dem bellana samtweich bieten wir unseren Kunden hochwertige Spannbetttücher, die durch ihr hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und ihre besonderen Eigenschaften überzeugen.
Haustex: Von welchen Eigenschaften sprechen wir hier konkret?
Marcel Munz: Unser bellana deLuxe ist ein hochwertiges Jersey-Elasthantuch. In der deLuxe-Qualität bieten wir im Spektrum von 56 Farben alles an: Kissenbezüge, Topper, Boxspring und Sonderanfertigungen. Das bellana samtweich ist ein Baumwoll-Lyocell-Spannbetttuch mit Elasthan, das temperaturausgleichend wirkt und durch das hervorragende Feuchtigkeitsmanagement der Tencel-Lyocell-Fasern ein angenehmes Klima für besonders hohen Schlafkomfort schafft. Das Programm bieten wir in 46 Farben an.
Haustex: Vertrieben werden die Marken aber nicht vornehmlich unter dem Label Hartmut Eberle?
Marcel Munz: Nein, immer mehr Handelskunden wünschen sich heute, aus der Vergleichbarkeit herauszustechen. Wir unterstützen das, indem wir maßgeschneiderte Lösungen bieten und unsere Produkte unter dem Namen der Eigenmarke des Kunden verkauft werden. Neben der hohen Produktqualität stellen wir vor allem sicher, dass die Lieferung schnell und zuverlässig erfolgt – im Regelfall innerhalb von 48 Stunden. Zudem sind wir auch immer aufgeschlossen, gemeinsam mit unseren Kunden, Neues auszuprobieren. Durch unsere eigene Produktionsstätte in Griechenland haben wir diese Möglichkeit, die wir gern und häufig nutzen.
Haustex: Welche aktuellen Neuheiten können Sie Ihren Kunden zurzeit bieten?
Marcel Munz: Da haben wir einiges. Auf der Hometex im Sommer in Bad Salzuflen haben wir beispielsweise drei neue Farben und unseren neuen Matratzenschutz mit Tencel vorgestellt, der durch seinen Elasthananteil immer straff auf der Matratze liegt und für ein angenehmes, trockenes und gesundes Schlafklima sorgt. Die größte Innovation ist aber ein neues Tuch, das wir derzeit unter dem Label unserer neuen Nobelmarke „Dreamstyle“ etablieren und mit dem wir einen vielfachen Wunsch des Handels erfüllen. Das Edelzwirn-Elasthan-Spannbetttuch ist nicht nur besonders hochwertig, sondern durch den Einsatz von griechischer Baumwolle (cotton EU) auch sehr nachhaltig. Die Baumwolle ist nicht genmanipuliert und wird mit wesentlich geringerem Wasser- und Pestizideinsatz angebaut. Wir haben eine attraktive Kalkulation für unsere Kunden und zunächst ein Spektrum von 40 Farben. Zur Abrundung der Nachhaltigkeit bieten wir das Spannbetttuch optional in einem recycelten Polybeutel oder einer ansprechenden plastikfreien Verpackungsbox aus Karton an.
Haustex: Spielt Nachhaltigkeit grundsätzlich eine große Rolle im Produktsortiment von Hartmut Eberle?
Jürgen Rösch: Für uns ist es essenziell, dass unsere Produkte sowohl ökologisch unbedenklich sind als auch höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Deshalb lassen wir uns nach den strengen Vorgaben der Oeko-Tex Anlage 6 zertifizieren, die verschärfte Grenzwerte für Schadstoffe vorgibt. Zusätzlich haben wir uns stetig im Rahmen des Oeko-Tex Labels „Made in Green“ verbessert und sind stolz darauf, mittlerweile das höchste Zertifizierungslevel 3 erreicht zu haben, was unsere vorbildliche Produktion und unser Engagement für Nachhaltigkeit unterstreicht. Diese Zertifizierungen bieten nicht nur unseren Kunden Transparenz, sondern sind auch ein wichtiger interner Kontrollmechanismus, der die Qualität und Unbedenklichkeit unserer Produkte sicherstellt.
Haustex: Die Made in Green-Zertifizierung sichert ja nicht nur die nachhaltige Produktqualität, sondern steht auch für eine umweltfreundliche Produktion.
Jürgen Rösch: Nachhaltigkeit beginnt für uns nicht beim Produkt, sondern bereits im ersten Glied der Lieferkette. Deshalb sind unsere Rohstoffe alle nahtlos rückverfolgbar und der Herstellungsprozess ist so umweltfreundlich wie möglich. Unsere Produktionsstätte in Griechenland ist mit modernster Technik ausgestattet, einschließlich einer Wärmerückgewinnungsanlage und einer eigenen Kläranlage, die dafür sorgt, dass das Abwasser nahezu Trinkwasserqualität erreicht, bevor es zurück ins öffentliche Netz eingespeist wird. Zudem achten wir auf energieeffiziente Prozesse, etwa durch den Einsatz von LED-Beleuchtung und Gas als Energieträger für die Dampferzeugung.
Wir recyceln alles, was möglich ist: von Kartonagen und Folien bis hin zu Stoffresten.
Haustex: Wie sieht es an Ihrem deutschen Standort aus?
Jürgen Rösch: Hier setzen wir auf erneuerbare Energien und haben seit 2018 eine PV-Anlage in Betrieb, die seit 2023 mehr Strom produziert als wir verbrauchen. Solche nachhaltigen Lösungen möchten wir auch in Griechenland umsetzen, wo dies derzeit jedoch durch gesetzliche Rahmenbedingungen noch eingeschränkt ist.
Neben der Ökologie und Ökonomie legen wir auch großen Wert auf den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit. Wir achten auf faire Arbeitsbedingungen an allen Standorten und bilden in enger Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer in Thessalien derzeit 14 neue Näherinnen und Näher aus, als Investition in die Zukunft und den Standort Griechenland. Und schließlich pflegen wir langjährige Partnerschaften mit unseren Kunden und Lieferanten.
Haustex: Eine wichtige Partnerschaft ist Hartmut Eberle 2013 mit dem Bettenring eingegangen. Wie sieht diese Kooperation heute aus und wie trägt sie zur Weiterentwicklung des Unternehmens bei?
Marcel Munz: Die Kooperation umfasst drei wesentliche Aspekte: Eberle beliefert den Bettenring mit verschiedenen Qualitäten, die als Eigenmarken angeboten werden, ermöglicht Sonderanfertigungen für die mehr als 200 Mitglieder und unterstützt vertrieblich bei der Produkteinführung und -umstellung. Die direkte Lieferung aus Griechenland und die enge Zusammenarbeit bei der Einführung neuer Produkte stärken nicht nur die Flexibilität und Logistik von Eberle, sondern auch die Position im Fachhandel durch den Zugang zu einer breiten Kundenbasis.
Haustex: Ist der Stellenwert des Fachhandels für Hartmut Eberle mit dieser Kooperation demnach gestiegen?
Marcel Munz: Für uns ist jeder Kunde wichtig – ganz egal, wie groß oder klein er ist. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es sehr hilfreich ist, hier ein breites Fundament zu schaffen.
Haustex: Um potentielle neue Kunden von Hartmut Eberle zu überzeugen – wo stellen sie Ihre Produkte vor?
Marcel Munz: Natürlich besuchen wir unsere Kunden dafür gern, aber auch Messen sind für uns sehr wichtig. Bei einem Basic-Produkt wie dem Spannbetttuch heißt es beim Händler schnell „Das haben wir doch schon“. Das ist Fluch und Segen zugleich: Neue Partnerschaften zu schließen ist nicht leicht, dafür sind sie dann aber auf lange Sicht ausgelegt. Umso wichtiger ist es, dort Präsenz zu zeigen, wo potentielle Kunden die Möglichkeit haben, unsere Produkte auch haptisch zu erleben. Beispielsweise werden wir wieder im nächsten Sommer auf der Hometex in Bad Salzuflen dabei sein.
Haustex: Lange Partnerschaften sichern die Zukunft des Unternehmens. Wie sichern Sie diese darüber hinaus? Mit anderen Worten: Beschäftigen Sie sich bereits mit dem Thema Nachfolge?
Silke Rösch: Auf jeden Fall. Unsere Tochter Franziska ist bereits seit 2020 im Unternehmen. Und unsere jüngere Tochter Katharina hat ihr Studium zwischenzeitlich abgeschlossen und arbeitet derzeit extern. Beide haben – übrigens ganz ohne Druck von unserer Seite – entschieden, das Unternehmen gemeinsam weiterzuführen. Auch in Griechenland ist die Nachfolge gesichert, hier ist der ältere Sohn bereits mit im Betrieb. Für uns ist das natürlich ein toller Ansporn, noch einmal richtig Gas zu geben, um das Unternehmen weiter voranzubringen, bevor wir es an die Kinder übergeben.
Haustex: Welche Maßnahmen haben Sie für die nächsten Jahre konkret im Auge?
Silke Rösch: Bereits aktuell liegt ein Hauptaugenmerk in Schorndorf auf den Bereichen Lagerlogistik und IT im Hinblick auf Steigerung der Effizienz durch Automatisierung sowie der Optimierung der Schnittstelle zwischen den Standorten Schorndorf und Griechenland. Vertrieblich werden wir das Thema Eigenmarke weiter pushen. Denn wir sind überzeugt davon, dass der Wunsch unserer Kunden nach einem eigenen Labeling noch weiter steigen wird. Und natürlich wollen wir den hohen Standard bei der Produktqualität halten.
Jürgen Rösch: Ich wünsche mir, dass bis dahin auch unser Marktanteil außerhalb der DACH-Region deutlich gestiegen ist, wir nennenswerte Lieferungen in andere europäische Länder haben, Nachhaltigkeit nicht nur bürokratischer Aufwand sondern objektiv meßbar ist, unsere Nachfolgerinnen erfolgreich übernommen haben und wir unseren Ruhestand genießen können.
Hartmut Eberle in Kürze
Hartmut Eberle GmbH
Wangener Straße 100
73614 Schorndorf
Tel.: 07181-9270-0
Mail: info@eberle-gmbh.de
Internet: www.eberle-gmbh.de
Geschäftsführer: Silke und Jürgen Rösch
mögliche Zitate:
„Wir haben in der Produktion jeden Schritt selbst in der Hand, sind schnell und können flexibel auf Kundenanforderungen eingehen.“
„Neben hoher Produktqualität stellen wir sicher, dass die Lieferung schnell und zuverlässig erfolgt.“
„Wir sind immer aufgeschlossen, gemeinsam mit unseren Kunden, Neues auszuprobieren.“
„Das Thema Eigenmarke werden wir auch künftig weiter pushen.“
"Wir legen größten Wert auf hohe Servicequalität"